Der Zank um das libysche Erdöl beginnt

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Es geht ums ÖlDer Zank um das libysche Erdöl beginnt

Die Kämpfe sind noch nicht vorbei, doch bereits wird um das libysche Erdöl geschachert. Die Rebellen geben zu verstehen, dass sie zwischen Freund und Feind unterscheiden werden.

von
kri
Libysche Rebellen im März vor einer Raffinerie in Ras Lanuf. Ausländische Erdölfirmen wollen nach dem Sturz Gaddafis wieder ins Geschäft kommen.

Libysche Rebellen im März vor einer Raffinerie in Ras Lanuf. Ausländische Erdölfirmen wollen nach dem Sturz Gaddafis wieder ins Geschäft kommen.

Die Tage Muammar Gaddafis an der Spitze Libyens scheinen gezählt, aber noch ist unklar, wer und was auf ihn folgt. Dessen ungeachtet bringt sich das Ausland in Position, um entweder seine alten Stücke am libyschen Erdölkuchen zu verteidigen oder neue hinzuzugewinnen. «Eni wird künftig eine führende Rolle im libyschen Energiebereich Libyen spielen», prophezeite der italienische Aussenminister Franco Frattini am Montag im Fernsehen. Techniker des italienischen Energiegiganten seien bereits auf dem Weg in den Osten Libyens, um die Erdölförderung wieder anzuwerfen.

Eni dementierte zwar umgehend, Personal in die Krisenregion entsandt zu haben. Dennoch unterstreicht Frattini mit seiner klaren Ansage die Ansprüche Italiens gegenüber den neuen Machthabern in Libyen. Laut Angaben von Bloomerg machte das Libyengeschäft vor Ausbruch des Bürgerkriegs rund 13 Prozent des Umsatzes von Eni aus. Italien bezieht rund ein Viertel seines Erdöls aus dem Wüstenstaat.

«Streitpunkte mit Russland, China und Brasilien»

Nicht nur die italienische Eni, sondern auch die britische BP, die französische Total, die spanische Repsol YPF sowie die österreichische OMV waren vor Ausbruch des Bürgerkriegs im Februar bedeutende Erdölförderer in Libyen. Grundsätzlich können sie nicht wissen, ob eine neue Regierung in Tripolis die alten Verträge telquel übernehmen wird und sie zu denselben Konditionen libysches Öl und Gas fördern können.

Zuversichtlich dürften sie Aussagen der Rebellen stimmen, wonach sie sich an Freund und Feind erinnern werden, wenn neue Verträge ausgehandelt werden. «Wir haben kein Problem mit westlichen Ländern wie Italien, Frankreich und Grossbritannien», wurde Abdeljalil Mayouf, ein Sprecher der Rebellen-Ölfirma Agoco, von Reuters zitiert. «Aber wir haben einige politische Streitpunkte mit Russland, China und Brasilien.» Mit anderen Worten: Die Nachfolger Gaddafis könnten jene Länder belohnen, welche die harte Linie des Westens gegen Muammar Gaddafi mitgetragen hatten – und die anderen im Umkehrschluss bestrafen.

Putin unterstellt Westen unlautere Motive

Ein ranghoher Vertreter des chinesischen Handelsministeriums sah sich an einer Pressekonferenz genötigt, zu beschwichtigen: «Von Chinas Investitionen in Libyen profitieren beide Länder», sagte er. «Wir hoffen, dass Libyen die Rechte und Interessen chinesischer Investoren schützen wird, und wir unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit fortsetzen können.»

In Russland können nicht alle ihre Nervosität so diplomatisch verbergen. «Wir haben Libyen gänzlich verloren», klagte Aram Shegunts, Direktor des russisch-libyschen Wirtschaftsrats, gegenüber Reuters. «Unsere Unternehmen werden kein grünes Licht bekommen, um dort zu arbeiten. Wer sich etwas anderes einbildet, irrt sich.» Russische Energieriesen wie Gazprom und Tatneft haben wie ihre europäischen Konkurrenten Hunderte Millionen in die Förderung von Öl und Gas in Libyen investiert. Premierminister Wladimir Putin hatte die Nato wiederholt beschuldigt, mit ihren Bombardements westlichen Erdölfirmen den Zugang zu den libyschen Erdölvorkommen zu ebnen.

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