Bedrohung aus LibyenGaddafi droht Europa mit Anschlägen
Der libysche Machthaber Muammar al Gaddafi hat mit Anschlägen in Europa gedroht, sollte die NATO ihre Luftangriffe in Libyen fortsetzen. Derweil führe er Gespräche mit den Rebellen, sagt seine Tochter.

Muammar al-Gaddafi meldet sich zu Wort - und bedroht Europa.
Die Regierung des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi führt nach Angaben von dessen Tochter direkte und indirekte Gespräche mit den Rebellen. Dies sagte Aicha Gaddafi gegenüber dem Fernsehsender France 2.
Um das Blutvergiessen in Libyen zu beenden, «sind wir bereit, uns mit dem Teufel zu verbünden, mit der Rebellenarmee», sagte sie in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit France 2. Aufgezeichnet wurde das Gespräch in einem Hotel in Tripolis.
Ihr Vater sei weiterhin stark, erklärte Aicha al-Gaddafi. Er sei in Libyen «ein Symbol, ein Führer» und könne das Land nicht verlassen. Aicha al-Gaddafi, die in Frankreich studierte, hat nach eigenen Angaben bei den Luftangriffen der NATO eine Tochter und einen Bruder verloren.
In einer Rede bedrohte Gaddafi die europäischen Staatschefs. Das grossartige libysche Volk werde den NATO-Staaten eine «Katastrophe» bescheren, sagte er in einer Audio-Botschaft an eine Gruppe von Anhängern, die sich am Freitag auf dem Grünen Platz in Tripolis versammelt hatten.
«Schlacht nach Europa tragen»
Er wolle die Schlacht von Libyen ins Mittelmeer und nach Europa tragen. Den Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien und Grossbritannien drohte er mit Angriffen auf ihre Amtssitze, Familien und Privathäuser. «Oh Welt, höre die Stimme des freien Volkes», rief Gaddafi. Er sagte: «Dies ist ein historischer Tag.»
Den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und den französischen Präsidenten Nicholas Sarkozy bezeichnete Gaddafi jeweils als «mein armer Freund». US-Präsident Barack Obama nannte er «meinen Sohn».
Die libyschen Aufständischen, die im Juni von Frankreich Waffen per Fallschirm geliefert bekommen hatten, sprechen seit Wochen von Plänen für einen Vormarsch bis zur Hauptstadt Tripolis. Der Internationale Strafgerichtshof hat gegen Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam und den Geheimdienstchef Haftbefehle erlassen.
In der Hauptstadt ist die Lage inzwischen sehr angespannt. Benzin ist knapp. Nachts sind in Tripolis häufig Schüsse zu hören. (sda)
Afrikanische Union einigt sich auf neuen Friedensplan
Die Staatschefs der Afrikanischen Union (AU) haben sich an ihrem Gipfeltreffen in Äquatorialguinea auf einen neuen Friedensplan für Libyen unter Ausschluss von Machthaber Muammar al-Gaddafi verständigt. Dieser solle nicht an möglichen Friedensverhandlungen teilnehmen, sagte AU-Friedenskommissar Ramtane Lamamra am Freitag in der Hauptstadt Malabo. Das beschlossene «Rahmenabkommen», das unter anderem eine Waffenruhe vorsehe, solle nun an andere Regierungsvertreter und die libyschen Rebellen übergeben werden.
«Das ist ein grosser Erfolg, der lange auf sich warten liess, weil alle ihre Meinung sagen konnten», sagte Lamamra. In der Nacht zum Freitag hatten die AU-Vertreter ihre Verhandlungen über eine gemeinsame Haltung zum Libyen-Konflikt zunächst unterbrochen. Als Hindernis galt bereits zu diesem Zeitpunkt die Frage nach einer Beteiligung Gaddafis an Verhandlungen. Nach Angaben aus AU-Kreisen sieht der neue Plan auch einen ungehinderten Zugang für Hilfsorganisationen zu Bedürftigen sowie freie Wahlen vor. (sda)