Krieg in LibyenSöhne planen Gaddafis Rücktritt
Gaddafis Söhne haben einen Lösungsvorschlag, der den Rücktritt des Machthabers vorsieht. Wer sein Nachfolger werden soll, stösst bei den Rebellen auf wenig Begeisterung.
In Libyen wird ein Rückzug Muammar al Gaddafis offenbar immer realistischer. Laut einem Bericht der «New York Times» (NYT) hat Gaddafis Sohn Saif al-Islam einen Lösungsvorschlag für den Konflikt mit den Rebellen präsentiert, welcher eine Zukunft Libyens ohne Muammar al Gaddafi vorsehe. Unterstützt werde er hierbei von seinem Bruder Saadi. Anstelle Muammars solle künftig Saif al-Islam die Geschicke des Landes leiten und dieses zu einer konstitutionellen Demokratie führen, schreibt die NYT unter Berufung auf eine Person aus dem Umfeld der beiden Söhne.
Saif al-Islam und Saadi wollen offenbar den «Wandel im Land vorwärts treiben». Einer der beiden Söhne solle mehrfach gesagt haben, die Forderungen der Rebellen seien seine eigenen. Ob der libysche Machthaber die Vorschläge seiner Söhne unterstütze, sei unklar. Sicher sei aber laut Einschätzungen der NYT, dass sich Muammar al-Gaddafi zurzeit stark auf seine Söhne verlassen müsse – dies insbesondere, nachdem ihm der ehemalige Aussenminister Mussa Kussa den Rücken gekehrt habe und er im Land stark isoliert sei.
Während seine Söhne Chamis und Mutuassim als Hardliner gelten, stehen Saif und Saadi für die politische Öffnung und die westliche Wirtschaft.
Die Aufständischen in Libyen haben die Pläne von Gaddafis Söhnen aber sogleich zurückgewiesen. Derartige Vorschläge seien «vollständig» durch den Nationalen Übergangsrat der Gaddafi-Gegner zurückgewiesen worden, sagte der Sprecher des Rates am Montag in Benghasi. «Gaddafi und seine Söhne müssen vor jeglicher diplomatischer Lösung abtreten.»
Vermittlungen in Griechenland
Der Plan der Gaddafi-Söhne ist aber nicht der einzige. Nach einem diplomatischen Ausweg aus der Krise wird zurzeit auch in Griechenland gesucht. Ein Gesandter von Machthaber Muammar al Gaddafi versicherte am Sonntag in Athen, dass das Regime in Tripolis nach einer Lösung suche. Das teilte der griechische Aussenminister Dimitris Droutsas nach einem Treffen des früheren libyschen Ministerpräsidenten und amtierenden Aussenministers Abdul Ati al Obeidi mit dem griechischen Regierungschef Giorgos Papandreou mit.
Papandreou habe in dem Gespräch die Forderung der internationalen Gemeinschaft bekräftigt, dass Libyen die UN-Resolution einhalte, sagte Droutsas weiter. Notwendig seien eine sofortige Waffenruhe und ein Ende der Gewalt vor allem gegen die libysche Zivilbevölkerung. Gaddafis Regierung hat bereits mehrfach einen Waffenstillstand erklärt, diesen aber nie eingehalten. Al Obeidi wollte nach dem Besuch in Athen in die Türkei und nach Malta weiterreisen.
USA stellen Luftangriffe ein
Die US-Streitkräfte stellen am Montag ihre Luftangriffe auf Libyen ein. Künftig würden die Angriffe von den Luftwaffen aus Grossbritannien, Frankreich und anderen NATO-Staaten geflogen, teilte das Verteidigungsbündnis am Montag mit.
Die US-Luftwaffe werde sich weiterhin mit Aufklärungs- und Tankflugzeugen an dem Einsatz zur Durchsetzung des Flugverbots über Libyen beteiligen, sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates in der vergangenen Woche vor dem Kongress.
Kämpfe um Brega
Die Aufständischen in Libyen haben am Montag derweil die strategisch wichtige Ölstadt Brega wieder eingenommen. Die Stadt an der Ostküste war in den vergangenen Wochen hart umkämpft. Unterstützt von Luftangriffen der internationalen Koalition rückten die Rebellen am Montag in Brega ein.