Umstrittener Islam-Prediger will einreisen

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Trotz VerbotUmstrittener Islam-Prediger will einreisen

Der umstrittene deutsche Islam-Prediger Pierre Vogel will trotz des Einreiseverbots an der Kundgebung «Islam ohne Vorurteile» dabei sein. Er werde auf jeden Fall kommen, erklärte der Islam-Prediger in einem Videobeitrag auf seiner Internetseite. Polizei und Grenzwachtkorps sind informiert.

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Der radikale Prediger Pierre Vogel will in die Schweiz einreisen, obwohl das Bundesamt für Migration (BFM) gestern Donnerstag eine Einreisesperre gegen ihn erlassen hat (20 Minuten Online berichtete). Er sei von den Behörden nicht kontaktiert worden, sagte Vogel in einem Video auf seiner Website.

Einreise in Basel angekündigt

Das Bundesamt für Migration hat Vogel tatsächlich nicht über die Einreisesperre informiert, wie Sprecher Jonas Montani gegenüber 20 Minuten Online sagt. «Wir konnten ihm die Einreisesperre nicht zustellen, da wir seine Adresse nicht kennen.» Das komme öfters vor. Wird Vogel an der Grenze aufgegriffen, würde man ihm die Einreisesperre dann eröffnen, sagt Montani.

Das könnte heute Freitagabend der Fall sein. «Wir werden heute Abend gegen 22:00 Uhr versuchen den Grenzübergang zu Basel zu überschreiten», heisst es in einer E-Mail vom Webmaster von EZP News, der Homepage von Vogel. Offensichtlich ist eine öffentlichkeitswirksame Aktion das Ziel, haben Vogels Mitarbeiter doch gezielt die Medien über die geplante Einreise informiert. Deshalb sind auch die Schweizer Behörden vorbereitet, wie Montani sagt: «Wir haben das Grenzwachtkorps informiert.» Zu einer Eskalation dürfte es aber nicht kommen: «Werden wir gestoppt, fahren wir wieder heim», sagt Vogels Webmaster Thomas G. auf Anfrage von 20 Minuten Online. Man wolle kein Gesetz brechen, nur das Recht auf Meinungsfreiheit bekunden.

«Wir haben eine Überraschung parat»

In seiner Videobotschaft kündigt Vogel hingegen an, dass man trotzdem Wege finden wird, an der Kundgebung teilzunehmen. «Wir haben eine Überraschung parat», sagt er auf dem Video und zwinkert (siehe Video oben). Vielleicht würden sie auch kurz eingesperrt, das sei aber Berufsrisiko. Im Video betont er weiter, dass es darum gehe die Hetze gegen die Muslime und den Islam gestoppt würden, damit es hier nicht zu einem Blutvergiessen komme. Die Muslime sollten das Wasser ergreifen, um das gelegte Feuer wieder zu löschen.

Dass Vogel mit seiner Aktion Öl ins Feuer giesst, will dieser offenbar nicht wahrhaben. «Wer wird denn provoziert? Es gibt kein Einreiseverbot», sagt Thomas G., Vogels Webmaster. Pierre Vogel sei in den Medien diffamiert worden, er versuche nun nur, sein Recht auf eine freie Meinungsäusserung zu nutzen. «Vogel will nur die Vorurteile gegen Muslime mindern», so G. weiter. Auf die Frage ob dies nicht jemand anders tun könnte, antwortete G.: «Das spielt keine Rolle – Pierre Vogel hat das Recht zu sprechen.»

Polizei würde Vogel ausweisen

Grund für Vogels Einreise ist eine Kundgebung am Samstag auf dem Bundesplatz in Bern. Diese ist laut dem Berner Polizeiinspektorat bewilligt worden. Sollte Vogel unerkannt in die Schweiz einreisen und in Bern auftreten, dürfte ihn die Polizei anhalten. Dann wird ihm laut BFM-Sprecher Montani ebenfalls die Einreisesperre eröffnet und Vogel würde ausgewiesen. Dabei hätte er zuerst die Möglichkeit, freiwillig auszureisen. Die Einreisesperre gegen Vogel hat das Bundesamt für Migration aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erlassen, nachdem es zusammen mit der Fremdenpolizei der Stadt Bern eine Lagebeurteilung vorgenommen hatte.

Organisator der Kundgebung ist der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS), eine Gruppierung rund um den Bieler Konvertit Nicolas Blancho. Dieser ist überrascht vom Rummel um Vogel: «Ich hätte nicht gedacht, dass das solche Problem gibt.» Wenn er einen Anruf bekomme, dass Vogel nicht kommen dürfe, wolle er ihm das auch sagen. «Ich habe bisher aber nur von den Medien vom Einreiseverbot erfahren.» Die Kundgebung sei geplant gewesen, um etwas gegen die Vorurteile gegenüber Muslime zu unternehmen. Nun ist aber genau das Gegenteil eingetreten. Blancho will davon aber nichts wissen: Er sieht den Fehler bei den Medien und fühlt sich in der Hetze gegen Muslime bestätigt.

Anerkannter muslimischer Dachverband gegen Kundgebung

Ganz anderer Meinung ist man bei der Föderation Islamischer Dachverbände der Schweiz (FIDS). Sie ist gegen die Kundgebung. Die Organisatoren seien ihm nicht bekannt, sagte FIDS-Präsident Hisham Maizar auf Anfrage. Die Kundgebung sei kontraproduktiv. Sie komme ihm sinnlos und überstürzt vor und habe weder ein Ziel noch ein Konzept. (mdr/amc/dapd)

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