Israel macht Propaganda mit Hitler-Foto

Aktualisiert

SiedlungsbauIsrael macht Propaganda mit Hitler-Foto

Der israelische Aussenminister hat an alle Botschaften im Ausland ein Foto geschickt, das den ehemaligen Grossmufti von Jerusalem mit Adolf Hitler zeigt. Sie sollen damit den Bau einer Siedlung in Ostjerusalem rechtfertigen.

von
pbl

Der amerikanische Millionär Irving Moskovitz will auf dem Gelände des Shepherd-Hotels im arabischen Ostteil Jerusalems 20 Wohnungen bauen. Das Vorhaben sorgte für heftige Proteste. Die US-Regierung bestellte gar den israelischen Botschafter ein und verlangte einen Stopp des Projekts, denn Ostjerusalem gilt als besetztes Gebiet und wird von den Palästinensern als Hauptstadt eines künftigen Staats beansprucht.

Als Gegenreaktion hat der ultranationalistische Aussenminister Avigdor Lieberman an alle Botschaften Israels im Ausland ein Foto geschickt, das diese zu PR-Zwecken verwenden sollen. Es zeigt Mohammed Amin al-Husseini, den ehemaligen Grossmufti von Jerusalem, bei einem Treffen mit Adolf Hitler im November 1941 in Berlin. Dabei warb der Mufti um Unterstützung beim Kampf gegen die zionistischen Einwanderer in Palästina.

Den Westen «in Verlegenheit bringen»

Das Shepherd-Hotel war ursprünglich als Palast für den Mufti gebaut worden. «Es ist wichtig, dass die Welt die Tatsachen kennt», sagte eine Sprecherin Liebermans der BBC. Ein namentlich nicht genannter Beamter sagte gemäss der Zeitung «Haaretz», Lieberman wolle den Westen mit dem Foto «in Verlegenheit bringen».

Längst nicht alle Diplomaten sind darüber begeistert. Sie fürchten, die Aktion könnte sich als «Eigentor» erweisen und die Kritik an Israel verstärken. Die Palästinenserbehörde äusserte sich empört: «Das ist eine alte Geschichte, die mit der Gegenwart nichts zu tun hat», sagte Adnan al-Husseini, ein Berater von Präsident Mahmud Abbas und Verwandter des Mufti.

Mohammed Amin al-Husseini

Der ehemalige Grossmufti von Jerusalem war ein radikaler Nationalist und Antisemit, der die jüdischen Einwanderer und die britische Militärverwaltung in Palästina mit Gewalt bekämpfte. 1937 floh er nach der Ermordung eines britischen Beamten erst in den Libanon und 1941 nach Deutschland, wo er die «Endlösung der Judenfrage» unterstützte und sich am Aufbau einer bosnisch-islamischen SS-Truppe beteiligte. Nach dem Krieg erhielt er Asyl in Ägypten. 1974 starb al-Husseini in Beirut.

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