Krieg in GazaSchwere Kämpfe im Norden von Gaza Stadt
Die EU hat am Montag ihre Bemühungen um ein Ende des Blutvergiessens im Nahen Osten verstärkt. Doch Israel zeigte sich unbeeindruckt: Die Bodentruppen setzten ihre Offensive im Gazastreifen fort. Am Abend kam es zu schweren Gefechten mit der Hamas.
Augenzeugen berichteten von Schusswechseln sowie Panzerangriffen im nördlichen Gazastreifen. Nach Informationen der Zeitung «Jerusalem Post» ist die Armee erstmals in dicht besiedelte Wohngebiete nördlich von Gaza vorgerückt.
Schwere Explosionen und heftige Feuergefechte hätten den Stadtteil Schedschaija erschüttert, gaben palästinensische Augenzeugen und israelische Militärkreise übereinstimmend an. Am Nachthimmel über Gaza waren demnach Kampfhelikopter zu sehen.
Wie Augenzeugen weiter berichteten, sind mehrere Wohnhäuser zerstört worden. Sanitäter und Ambulanzfahrzeuge könnten das Gebiet wegen des Panzerbeschusses nicht mehr erreichen, um Verletzte und Tote zu bergen.
Die Gesundheitsbehörde in Gaza geht nach Angaben eines Sprechers davon aus, dass am Montag allein mindestens 50 Palästinenser getötet und weitere 150 verletzt worden sind. Bei den meisten handelt es sich nach Angaben der Behörde um zivile Opfer.
EU-Mission in Jerusalem
Israels Aussenministerin Zipi Livni lehnte die Forderungen einer EU-Vermittlerdelegation nach einem sofortigen Ende der Kämpfe ab. «Wir werden keine Absprachen mit dem Terrorismus treffen», sagte Livni mit Blick auf die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas.
Die Delegation mit dem tschechischen Ratsvorsitzenden Mirek Topolanek hatte sich zuvor bei Gesprächen in Ägypten, im Westjordanland und in Jerusalem um ein Ende der Kämpfe bemüht. Parallel dazu traf Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zu einer eigenen Vermittlungsmission im Nahen Osten ein.
Die Europäische Kommission bewertete Sarkozys Reise zurückhaltend. «Jeder Beitrag ist willkommen», sagte ein Kommissionssprecher in Brüssel. Wichtig sei, dass die Botschaft immer die gleiche sei: Beide Seiten müssten ihre Kampfhandlungen einstellen, und die notleidende Bevölkerung brauche dringend Hilfe.
Die USA setzen sich für eine Waffenruhe ein, die weitere Raketenangriffe auf Israel ausschliesst, aber zugleich die Öffnung von Übergängen in den isolierten Gazastreifen vorsieht. Dies sagte ein Sprecher des US-Aussenministeriums.
Opferzahl steigt
Neben Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten würden inzwischen auch Leichensäcke knapp, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit. Die Lage sei sehr gefährlich geworden. Die Angriffe behinderten die Arbeit der Helfer. Die Spitäler seien mit der Hilfe für die vielen Verletzten überfordert.
Die Zahl aller Todesopfer im Gazastreifen seit Beginn der Kämpfe vor zehn Tagen stieg auf über 550. Die UNO geht davon aus, dass ein Viertel davon Zivilisten sind. Das israelische Militär erklärte, seit Beginn der Bodenoffensive am Samstag seien «viele Dutzend» Hamas-Kämpfer getötet und Dutzende gefangen genommen worden.
Die israelische Luftwaffe setzte ihre Bombardements fort. Allein in der Nacht zum Montag wurden mehr als 30 Ziele im Gazastreifen bombardiert. Darunter waren nach offiziellen Angaben eine Moschee und Wohnhäuser, die als Waffenversteck gedient haben sollen. In einem Flüchtlingslager starb eine siebenköpfige Familie.
Hamas will Kämpfe ausweiten
Auch der Kampfeswille radikaler Palästinenser ist ungebrochen. Seit Sonntagabend wurden 24 weitere Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Dabei wurden zwei Menschen in Aschkelon verletzt. Seit Beginn der Offensive töteten palästinensische Geschosse vier Israelis und verletzten mehr als 30 Menschen.
Hamas-Führer Mahmud Sahar sagte einen «Sieg» über Israel voraus. In einer Erklärung im Hamas-Sender El Aksa TV drohte er zugleich mit Angriffen auf israelische Zivilpersonen und Einrichtungen in der ganzen Welt.
In New York verstärkten die arabischen Staaten ihren Einsatz für ein Ende der Gewalt. Mehrere arabische Aussenminister bereiteten eine Resolution für eine sofortige Waffenruhe vor. Der Sicherheitsrat soll am Dienstag über den völkerrechtlich bindenden Aufruf beraten.
Israel rückt weiter vor
$$VIDEO$$ (sda)