Das Vorbild des «Psychopathen»

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Blogger FjordmanDas Vorbild des «Psychopathen»

«Fjordman» ist für Anders Breivik der «talentierteste rechte Schreiber in Europa». Jetzt hat sich der Blogger geoutet: Er betreut Behinderte und hat in Kairo Arabisch gelernt.

von
phi

Er ist der «Lieblingsschriftsteller» des Massenmörders: Anders Breivik nennt Fjordman den «talentiertesten rechten Schreiber» des Kontinents und eine Inspiration. 111 Mal wird der Blogger im Pamphlet «2083. A European Declaration of Indepence» zitiert. Hinter dem Pseudonym steckt der Norweger Peder Are Nøstvold Jensen. Der 36-Jährige ist ein Behindertenbetreuer.

Jensens Ansichten sind extrem. Er glaubt an eine politische Verschwörung, die in einer von oben gesteuerten islamischen Ein- und Unterwanderung Europas ausgeht. Um das «Eurabien», eine Mischung aus Europa und Arabien, zu verhindern, müssten Muslime deportiert werden.

«Schreckliche Taten»

Der Pfleger hat an der Universität Oslo erst einen Master am Institut für Kultur und Technologie gemacht, um dann in Bergen und an der amerikanischen Universität in Kairo Arabisch zu lernen. Seine Abschlussarbeit verfasste er über Blogger im Iran. Während seines Aufenthalts in der ägytischen Hauptstadt erlebte er, wie die Menschen dort über die 9/11-Anschläge jubelten. «Einige meiner Nachbarn feierten das Ereignis mit einer spontanen Kuchenparty und fanden grossartig, was gerade passiert war», sagte Peder Jensen der norwegischen Zeitung «Vardens Gang» als Begründung für seine Islamphobie. Ab dem Jahr 2000 tat er seine Meinung in Leserbriefen kund, begann dann aber selbst zu bloggen, nachdem er auf taube Ohren stiess.

Bereits am 4. August hatte die norwegische Polizei Fjordmans Identität herausgefunden und Peder Jensen verhört. «Ich fand, es sein meine Pflicht, der Polizei Auskünfte zu geben. Und ich wollte dieses Interview machen, weil mein Name möglicherweise sowieso publik geworden wäre, was zu Presserummel geführt hätte», erklärte der Blogger «Verdens Gang» (etwa: Lauf der Welt). Breivik sei ein «gewalttätiger Psychopath» und er wolle seinen eigenen Namen nun reinwaschen, denn die Terror-Tat schockiere ihn: «Ich will nicht mit Breivik und seinen schrecklichen Aktionen in Verbindung gebracht werden.»

Breivik langweilig «wie ein Staubsaugervertreter»

Tatsächlich versuchte der Killer 2009 und 2010 sogar, Kontakt zu «Fjordman» aufzunehmen. «Ich weiss nicht, warum er mich treffen wollte, aber ich habe abgelehnt», erinnerte sich Peder Jensen. «Nicht wegen seiner extremen Ansichten, sondern weil er nicht sehr interessant wirkte. Wie ein Staubsaugervertreter.» Er habe seine Familie über sein Outing informiert, wolle das Schreiben nun aufgeben und untertauchen, kündigte der Behindertenpfleger an. Gleichzeitig berichtete er aber auch einem seiner Stamm-Blogs nur einen Tag später von seiner Befragung durch die Polizei: «Obwohl es nicht den kleinsten Hinweis auf eine Gesetzesübertretung gab, wurde ich wie ein Mordverdächtiger behandelt.»

Er habe sich freiwillig gemeldet, nichts verbrochen und habe deshalb nicht kooperieren müssen, betonte Fjordman beleidigt. Im Kreis seiner Gesinnungsgenossen stellt sich der Blogger gar als Opfer dar: «[Der anti-islamische dänische Autor] Lars Hedegaard hat meine Geschichte gehört und bekundet, dass er noch nie von einem Zeugen gehört hat, der in einem westlichen Land so behandelt worden ist – ausser dem Dritten Reich.» Sein Laptop sei beschlagnahmt worden, schreibt der Norweger. Die Zeitung «Vardens Gang» ergänzt jedoch, dass der Computer in einem Schliessfach am Bahnhof und nicht in der Wohnung von Peder Jensen war.

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