Gewaltspiele aus Läden verbannt

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Coop Norge nimmt nach dem Bombenanschlag und dem Massaker mit insgesamt 77 Toten in Norwegen mehrere Gewaltspiele aus den Regalen. Betroffen sind unter anderem «World of Warcraft» und «Call of Duty».

owi/sda
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Coop Norge nimmt den Ego-Shooter Call of Duty aus seinen Verkaufsregalen.

Coop Norge nimmt den Ego-Shooter Call of Duty aus seinen Verkaufsregalen.

Die norwegische Einzelhandelskette Coop Norge verbannt mehrere gewaltverherrlichende Computerspiele aus ihrem Angebot. Dabei handelt es sich offenbar um jene Spiele, die der Massenmörder Anders Behring Breivik nach eigenen Angaben zur Vorbereitung seiner Taten benutzte.

Mit der Massnahme sollten «Menschen, die in der einen oder anderen Weise von den Anschlägen betroffen sind», geschützt werden, teilte Coop Norge am Dienstag mit. «Wir wollen nicht, dass sie Brot und Milch kaufen gehen und dabei in unseren Geschäften mit der Nase auf die Gewaltspiele gestossen werden», sagte ein Sprecher.

Betroffen seien unter anderem verschiedene Versionen der Spiele «World of Warcraft» und «Call of Duty - Modern Warfare». Coop-Geschäfte seien bereits seit dem 24. Juli, also zwei Tage nach den Ereignissen, angewiesen, die Spiele nicht mehr zu verkaufen. Coop Norge sieht allerdings nach eigenen Angaben keinen direkten Zusammenhang zwischen den Attacken in Norwegen und den betroffenen Spielen, schreibt das Tech-Portal winfuture.de. Breiviks Taten hätten nach Einschätzung des Unternehmens einen anderen Ausgangspunkt als die Spiele, weshalb es keine direkte Verbindung gebe. Die teils gewaltverherrlichenden Spiele wurden daher aus Pietätsgründen entfernt.

Gewaltspiele sind keine generelle Gefährdung

In seinem im Internet veröffentlichten Manifest, in dem Breivik seine Anschlagspläne auf rund 1500 Seiten beschrieb, hatte er beide nun entfernten Spiele erwähnt. In Norwegen entbrannte danach eine Diskussion um sogenannte «Killerspiele», womit in der Regel Ego-Shooter und Kriegsspiele gemeint sind. Insbesondere in den deutschen Medien wurde den Actionspielen eine Mitschuld an Breiviks Verbrechen unterstellt.

Auch in der Schweiz machten die Medien auf Breiviks Vorliebe für Gewaltspiele aufmerksam. Mehrere Kommentatoren wiesen jedoch darauf hin, dass die Wissenschaft trotz unzähliger Studien nie einen direkten Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und Amokläufen nachweisen konnte. Dies überrascht kaum. Videospiele im Besitz eines jungen Mannes sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Bei einem Amokläufer keine Videospiele zu finden, wäre folglich eine Überraschung.

Gemäss dem aktuellen Forschungsstand haben Gewaltspiele auf Jugendliche, die in einem intakten Umfeld leben, kaum einen negativen Einfluss. «Eine generelle Gefährdung Heranwachsender durch den Konsum von Gewaltdarstellungen in Neuen Medien muss aus wissenschaftlicher Sicht als kaum existent angesehen werden.» Zu diesem Schluss kommt der Expertenbericht des Bundesamtes fur Sozialversicherungen.

Etwas anders sieht dies aus bei Jugendlichen, die bereits gesellschaftliche Probleme haben. Mehrere Studien konnten bei jungen Männern, die oft brutale Games spielen, eine Abstumpfung gegenüber Gewalt und den Folgen für die Opfer ausmachen. Der Mangel an Einfühlungsvermögen und Mitleid muss sich nicht in Gewalt äussern, erschwert aber die zwischenmenschlichen Beziehungen der Betroffenen.

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