EntwarnungKeine neue Katastrophe im Golf von Mexiko
Unweit der «Deepwater Horizon» ist wieder eine Bohrinsel vor der Küste Louisianas in die Luft geflogen. Offenbar tritt am Meeresgrund aber kein Öl aus.
Erleichterung am Golf von Mexiko: Stunden nach einer neuen Explosion auf einer Ölplattform am Donnerstag gab es keine Hinweise auf einen Ölaustritt ins Meer. Bei Untersuchungen von Schiffen und Booten aus wurden keine «sichtbaren Zeichen» von Öl gefunden, wie ein Sprecher der US-Küstenwache am Abend versicherte. Die Unfallstelle werde aber weiter beobachtet. Die Küstenwache hatte ursprünglich unter Berufung auf Aussagen der geretteten Arbeiter der Plattform von einem Ölschleier gesprochen.
Der Sprecher Peter Troedsen teilte weiter mit, dass das nach der Explosion ausgebrochene Feuer auf der Plattform gelöscht worden sei. Bei der erneuten Explosion auf einer Ölbohrinsel im Golf von Mexiko wurden alle 13 Besatzungsmitglieder durch die Explosion ins Wasser geschleudert. Sie wurden kurze Zeit später gerettet, von einem Schiff aufgenommen und zu einer nahegelegenen Plattform gebracht. Ein Mann sei bei dem Unglück verletzt worden, teilte die US-Küstenwache mit.
Mindestens sieben Helikopter, zwei Flugzeuge und vier Schiffe eilten zum Unglücksort, 130 Kilometer südlich der Vermilion Bay in Louisiana. Die «Vermilion Oil Platform 380» produziert rund 225 000 Liter Öl und 25 000 Kubikmeter Erdgas am Tag.
Verwirrung um angeblichen Ölschleier
Die US-Küstenwache ist von früheren Angaben abgerückt, nach der Explosion auf einer Bohrplattform im Golf von Mexiko sei ein Ölschleier in der Nähe der brennenden Plattform entdeckt worden. Die Mannschaften vor Ort hätten dies nicht bestätigen können, sagte ein Sprecherin der Küstenwache, Cheri Ben-Iesau. Der Betreiber der Plattform, die Firma Mariner Energy aus Texas, hatte zuvor erklärt, beim Überfliegen der Unglücksstelle sei kein Ölteppich festgestellt worden.
Die Wassertiefe beträgt an der Unfallstelle nur gut 100 Meter. Die Explosionsstelle liegt gut 300 Kilometer westlich der Stelle, an der am 20. April die Bohrinsel «Deepwater Horizon» von BP explodiert war. Die Detonation wurde laut einem Sprecher der Küstenwache am Donnerstagmorgen von einem Helikopter gemeldet.
Aktienkurse der Ölfirmen stürzten ab
Besitzer der Plattform ist der US-Ölkonzern Mariner Energy mit Sitz in Houston, der hauptsächlich im Golf von Mexiko tätig ist. Das Unternehmen ist auf Tiefseebohrungen spezialisiert und betreibt nach eigenen Angaben 35 entsprechende Projekte in der Region. Mariner Energy wurde erst im April 2010 vom Konkurrenten Apache für 2,7 Milliarden Franken übernommen. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Unfall-Nachricht fielen die Kurse zahlreicher Ölunternehmen dramatisch.
Rettungskräfte stehen bereit
Der Sprecher des Weissen Hauses, Robert Gibbs, gibt teilweise Entwarnung. Es handle sich nicht um eine Tiefseebohrinsel, deshalb sei nicht von einer erneuten Ölkatastrophe auszugehen. «Wir beobachten die Situation. Rettungs- und Reinigungskräfte stehen an der Küste bereit, um einzugreifen.»
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace reagierte alarmiert auf den erneuten Unfall im Golf von Mexiko. «Wie viele Male spielen wir noch mit menschlichen Leben, der Wirtschaft und den Ökosystemen?», sagte der Meeresexperte von Greenpeace in den USA, John Hocevar, der Nachrichtenagentur AFP. «Es ist Zeit, dass wir aus unseren Fehlern lernen.»
Die Explosion der Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 20. April 2010 hatte die grösste Ölkatastrophe der Geschichte ausgelöst. Elf Arbeiter waren dabei ums Leben gekommen. In der Folge liefen rund 780 Millionen Liter Öl ins Meer, das Leck in rund 1500 Metern Tiefe konnte erst Ende Juli abgedichtet werden. BP bereitet noch die endgültige Versiegelung des Öl-Reservoirs etwa 4000 Meter tief im Meeresboden vor.
(aeg, rub/sda/dapd)
Ölplattformen
Im Golf von Mexiko arbeiten rund 3400 Ölplattformen. Die «Vermilion Oil Platform 380», auf der am Donnerstag ein Feuer ausbrach, gehört zu den Förderplattformen. Sie sind nach Expertenangaben stabiler als Bohrplattformen wie die «Deepwater Horizon», die Ende April explodierte. Von der Bohrplattform aus werden eine oder mehrere Bohrungen vorgenommen. Danach wird eine Förderplattform über die Bohrlöcher platziert. Von dort werden dann Öl und Gas gefördert, aufbereitet und weitertransportiert. Auf der Mehrheit der Plattformen im Golf werden keine Arbeiter benötigt. (AP)