Die dümmsten BP-Fehler

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Ölpest im Golf von MexikoDie dümmsten BP-Fehler

Der Ölkonzern BP steht von allen Seiten unter Beschuss, und das nicht zu Unrecht. Im Zusammenhang mit der Ölpest hat er eine Reihe von gravierenden Fehlern begangen.

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Zahlreiche Kommunikationspannen haben das Image von BP seit Beginn der Katastrophe im Golf von Mexiko massiv besudelt. Daneben aber hat das Unternehmen ganz konkrete, teils haarsträubende Unterlassungen begangen. Das Magazin «The Week» hat die «acht dümmsten Fehler» von BP zusammengefasst, die nach Ansicht von Experten zur Explosion der Bohrinsel «Deepwater Horizon» geführt und sie noch verschlimmert haben, basieren auf Berichten in US-Medien:

1. Schlechter Rettungsplan: Der offizielle Plan zur Bekämpfung eines Ölteppichs im Golf von Mexiko hat die Einsatzbereitschaft von BP weit überschätzt und den möglichen Schaden massiv heruntergespielt. Der vom US-Innenministerium 2009 genehmigte Plan enthielt unter anderem den Namen eines toten Wissenschaftlers, Teile davon wurden mit Bleistift verfasst.

2. Riskantes Sicherheitsventil: Ein «Blowout Preventer», ein gigantisches Ventil, soll eigentlich Katastrophen wie die Explosion auf der «Deepwater Horizon» verhindern. Für dieses Projekt wählte BP jedoch ein Modell mit bekannten Konstruktionsmängeln. Laut einer Untersuchung des US-Kongresses befand sich der Preventer zudem in miserablem Zustand. Unter anderem war die Batterie leer. Ausserdem verzichtete BP auf einen Akustik-Schalter im Wert von 500 000 Dollar, mit dem ein leckes Bohrloch auch bei einem Ausfall des Sicherheitsventils per Fernbedienung hätte versiegelt werden können.

3. Fehlerhafte Rohre: Um Geld zu sparen, entschied sich BP Tage vor der Explosion, nur eine einwandige Stahlrohr-Verkleidung des Bohrlochs zu verwenden – im Bewusstsein, dass dadurch das Risiko für Gasexplosionen zunimmt. Laut Bohrexperten enthielten die Förderrohre im Bohrschacht zudem einen schweren Konstruktionsfehler, der es fast unmöglich machte, eine effiziente Betonversiegelung anzubringen.

4. Klare Warnsignale ignoriert: Bevor die Arbeiter auf der Bohrinsel den letzten Betonverschluss anbringen wollten, führten sie einige Tests auf Gaslecks durch. Dabei wurde offenbar eine «sehr grosse Abnormität» übersehen, weshalb sie entschieden, den schweren Bohrschlamm im Förderrohr durch leichtes Meerwasser zu ersetzen. Dies verringerte den Druck, wodurch Gas aufsteigen und die Explosion verursachen konnte.

5. Fehlender Sicherheitstest: Ein Fachmann, der die Betonversiegelung begutachten sollte, wurde von BP elf Stunden vor der Explosion nach Hause geschickt, ohne dass er den entscheidenden Sicherheitstest durchführen konnte. Ein Vertreter von BP soll zudem weitere Sicherheitsbedenken einfach bei Seite gewischt haben, darunter den Austausch des Bohrschlamms durch Meerwasser.

6. Unklare Ölmengen: BP hat die Menge des auslaufenden Öls konstant unterschätzt oder heruntergespielt. Noch zwei Tage nach der Explosion am 20. April sagte BP, es trete gar kein Öl aus. Drei Tage später hiess es, rund 1000 Barrel (160 000 Liter) pro Tag würden ins Meer fliessen. Inzwischen beziffern die Experten die auslaufende Ölmenge auf bis 60 000 Barrel (9,5 Millionen Liter) pro Tag.

7. Alles immer schlimmer: Die zahlreichen Versuche von BP, das Bohrloch zu versiegeln, haben nach Ansicht von Experten das Problem noch verschlimmert. Die Steigleitung sei dadurch beschädigt und der Ölfluss massiv erhöht worden. Das gelte auch für den derzeit verwendeten Absaug-Trichter. Ein Fachmann der Universität von Kalifornien glaubt, dass die inzwischen sogar 100 000 Barrel (16 Millionen Liter) pro Tag auslaufen könnten.

8. Fehlende Kapazitäten: Der Trichter erlaubt es BP immerhin, einen Teil des Öls abzufangen. Nur kann man es nicht verstauen. Ein Tanker, der anfangs dafür verwendet wurde, konnte nur 18 000 Barrel pro Tag aufnehmen. Nun hat BP eine spezielle Plattform über dem lecken Bohrloch in Stellung gebracht, auf der Öl und Gas mit Luft vermischt und in grossen Mengen verbrannt werden kann. Die Anlage soll bis Ende Juni 8,3 Millionen Liter Öl auffangen könnten, etwa 90 Prozent der auslaufenden Menge.

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