EU fordert Stopp für Tiefsee-Bohrungen

Aktualisiert

NordseeEU fordert Stopp für Tiefsee-Bohrungen

Angesichts der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko fordert die EU-Kommission einen Stopp für Tiefsee-Bohrungen in der Nordsee. BP hat derweil die Tests mit einer neuen Kappe für Ölleck vertagt.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger rief die Mitgliedsstaaten am Mittwoch dazu auf, für europäische Gewässer neue Bohrungen unter extremen Bedingungen vorerst nicht mehr zu genehmigen. Die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen reichen der EU-Kommission nicht aus. Zur besseren Sicherheit sollte die EU demnach die nationalen Behörden zusätzlich kontrollieren und mehr Aufsicht ausüben.

Nach den EU-Plänen sollen alle grossen Ölfirmen ihre Sicherheitsmassnahmen und Notfallpläne an die weltweit höchsten Standards anpassen. Bei Unfällen soll das Verursacherprinzip gelten, so dass die Konzerne für die Kosten aufkommen müssen. Im Herbst könnte die Kommission konkrete Gesetzesvorschläge machen, die 2011 vorliegen würden.

Nach Kommissionsangaben stehen in der Nordsee rund 400 Ölförderanlagen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte, dass grosse Ölkonzerne in der Nordsee und im Nordatlantik in der Tiefsee bohren, «ohne für den Notfall technisch oder finanziell ausreichend abgesichert zu sein».

Umweltschützer fordern Bohrverbot

Umweltschützer fordern ein Verbot für alle Bohrungen unterhalb von 200 Metern Tiefe. Einen Grenzwert will der EU-Energiekommissar aber nicht fixieren. «Ich glaube, derzeit kann niemand sich auf eine genaue Meerestiefe festlegen», sagte Oettinger im deutschen rbb- Inforadio.

«Dazu kommt, der Druck hängt nicht nur von der Meerestiefe ab, sondern auch von anderen Faktoren. Da helfen Schnellschüsse wenig.» Derzeit ist die Kontrolle und die Genehmigung von Plattformen und Ölbohrungen Aufgabe der Mitgliedstaaten.

Abdichtung überraschend verschoben

Unterdessen hat der britische Ölkonzern BP den mit Spannung erwarteten Test einer neuen Öl-Auffangklappe im Golf von Mexiko überraschend verschoben. BP habe den Belastungstest für die neue Abdichtung über dem Ölleck in letzter Minute verschieben müssen, sagte BP-Manager Kent Wells am Mittwoch.

«Diese Prüfung ist so wichtig, dass wir uns weitere 24 Stunden für die Vorbereitung genommen haben.» Das Team aus Experten der Ölindustrie und der US-Regierung werde im Laufe des Tages noch einmal zusammenkommen, um über die weiteren Schritte zu entscheiden.

BP hatte zunächst geplant, am Dienstag mit der Testreihe anzufangen, die bis zu 48 Stunden dauern sollte. Die Ergebnisse sollen zeigen, ob der Zylinder das Loch in 1500 Meter Tiefe anders als bisherige Konstruktionen vollständig und dauerhaft schliessen kann.

Schlimmste Katastrophe in US-Geschichte

Damit würde zum ersten Mal seit dem Unglück auf der Plattform «Deepwater Horizon» am 20. April der Ölfluss ins Meer gestoppt. Die Ölpest ist die schlimmste Umweltkatastrophe in der US-Geschichte und bedroht Flora und Fauna sowie wichtige Wirtschaftszweige wie Tourismus und Fischerei entlang der amerikanischen Golfküste.

Auch das Schicksal von BP steht zur Debatte. Das Unternehmen hat zeitweise mehr als die Hälfte seines Börsenwertes eingebüsst. Die Aktie hat in den vergangenen Tagen aufgeholt. Am Mittwoch verloren sie jedoch wieder gut drei Prozent an Wert. (sda)

US-Ausschuss für Verbot von Offshore-Bohrungen BPs

Als Konsequenz aus der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat ein Ausschuss des US-Repräsentantenhauses ein Verbot von Offshore-Bohrungen für den Konzern BP gefordert. Unternehmen, die in den vergangenen sieben Jahren entscheidende Sicherheits- und Umweltvorgaben verletzt hätten, sollten keine neuen Bohrgenehmigungen erhalten, heisst es in Gesetzeszusatz, den der Ausschuss für nationale Ressourcen am Mittwoch verabschiedete. Der demokratische Abgeordnete George Miller sagte, damit solle sichergestellt werden, dass nur verantwortungsbewusste Konzerne Bohrungen vornähmen. Allein die Nichteinhaltung von Sicherheitsvorschriften würden BP damit disqualifizieren, erklärte Millers Büro. Bis der Zusatz als Gesetz in Kraft tritt, sind aber noch mehrere Verfahrensschritte nötig. (AP)

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