Basel schreibt Trams für 300 Millionen aus

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ModernisierungBasel schreibt Trams für 300 Millionen aus

Die Basler Verkehrs-Betriebe brauchen neue Trams - viele neue Trams. Bis 2025 werden 60 neue Gefährte gekauft. Ende September soll feststehen, wer das Rennen macht.

Basel braucht 60 neue Trams. Ein lukrativer Deal, für den sich wohl auch Siemens mit dem Combino-Nachfolger Avenio bewerben wird. (Bild: PD)

Basel braucht 60 neue Trams. Ein lukrativer Deal, für den sich wohl auch Siemens mit dem Combino-Nachfolger Avenio bewerben wird. (Bild: PD)

Die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) stehen vor der grössten Fahrzeugbeschaffung ihrer Geschichte. Ausgeliefert werden soll das Gros der neuen Trams in zwei Losen von 2014 bis 2016 sowie von 2021 bis 2026. Neben 60 festen Bestellungen beinhaltet der Auftrag Optionen für 51 weitere Fahrzeuge. Dies sei die grösste Fahrzeugbeschaffung in der Geschichte der BVB, hiess es am Mittwoch an einer Medienkonferenz zum Start der Ausschreibung.

Ursprünglich wollten die BVB zusammen mit der Baselbieter BLT Trams des Typs «Tango» des Schweizer Herstellers Stadler Rail kaufen. Im Mai 2010 verkündete jedoch der neue BVB- Verwaltungsratspräsident Marin Gudenrath überraschend, dass die BVB im Gegensatz zur BLT keine «Tangos» wollen und ihre Beschaffung neu ausschreiben.

Um die aus fünf verschiedenen Fahrzeugtypen und teils mehr als 40 Jahre alte Tramflotte der BVB modernisieren zu können, haben die BVB die neue Beschaffung nun deutlich vergrössert. Beim «Tango» planten die BVB nur 15 feste Bestellungen sowie fünf Optionen.

Für 60 Trams erhalte man jedoch deutlich mehr Rabatt, sagte Verwaltungsratspräsident Gudenrath vor den Medien. Nach seinen Angaben sollen ältere Fahrzeuge dereinst nur noch als Reservetrams eingesetzt werden.

Zwei Längen

Vorgesehen sind Trams in zwei verschiedenen Längen. Die längeren Züge sollen 40 bis 45 Meter, die kürzeren 30 bis 36 Meter lang sein. Die Kurztrams sollen auf Strecken wie etwa jener auf das Bruderholz eingesetzt werden.

In der Ausschreibung werden die einzelnen Kriterien unterschiedlich gewichtet. Der Preis macht 40 Prozent aus, auf den Kundennutzen und die Produkteeigenschaften entfallen je 30 Prozent. Nicht im Voraus festgelegt wird ein Niederflur-Mindestanteil. Dieser sei Element des Kundennutzens und solle möglichst hoch sein, sagte Gudenrath.

Die Anforderungen an ein Stadttram, wie es die BVB brauchen, seien ganz andere als jene an ein Vororttram wie den «Tango», bekräftigte Gudenrath frühere Aussagen. In der Stadt mit vielen Haltestellen und Umsteigebeziehungen stehe nicht das Fahrtempo im Vordergrund, sondern ein möglichst hindernisfreier und rascher Ein- und Ausstieg für die Fahrgäste, unter ihnen immer mehr ältere Menschen.

Entscheid im September

Die BVB gehen davon aus, dass sich für den Auftrag mindestens fünf Anbieter interessieren werden. Diese Konkurrenzsituation solle zum «besten Tram für Basel» führen. Die Offerten müssen bis zum 18. April eingereicht werden. Die BVB-Verantwortlichen entscheiden Ende September, wer den Zuschlag erhält. Danach muss der Basler Grosse Rat für den Deal einen Kredit bewilligen.

Die beiden ersten neuen Trams können die BVB indes in eigener Kompetenz kaufen. Sie sollen schon Mitte 2013 auf der Linie 8 eingesetzt werden, die gegenwärtig ins deutsche Weil am Rhein verlängert wird. Nach Angaben Gudenraths sollen die neuen Trams EU- Standards entsprechen und auch in Deutschland und Frankreich fahren können.

Ihre Lehren gezogen haben die BVB aus den Problemen mit den «Combinos» von Siemens, die wegen eines sicherheitsrelevanten Konstruktionsfehlers nach der Auslieferung ins Werk zurück mussten. Beim Kauf der neuen Trams lassen sich die BVB von externen Experten beraten.

Die Anbieter erhalten zudem schon mit den Ausschreibungsunterlagen einen Werklieferungsvertrag. In diesen sind die Erfahrungen mit dem «Combino» eingeflossen. (sda)

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