Wifi-TramsBasler «Strahlen-Büchse» erhitzt Gemüter
Zürich verzichtet darauf, die Trams mit Wifi auszurüsten. Die Leserreaktionen auf diesen Entscheid fallen heftig aus. Der Wunsch nach Wlan in den Zügen bleibt aber ungebrochen.
Für einmal lassen die Zürcher den Baslern den Vortritt: Im Gegensatz zu den Basler Verkehrsbetrieben verzichten die VBZ darauf, ihre Fahrzeuge mit drahtlosem Internet auszurüsten. Der Entscheid sorgt bei den Lesern von 20 Minuten Online für Aufregung: «Ich blicke neidisch nach Basel. Wir locken die Geschäftswelt mit Sprüchen wie nach Zürich. Dann muss der der Gast 25 Franken pro Tag für einen Swisscom-Hotspot bezahlen. Und so was nennt sich Silicon Valley der Schweiz», ärgert sich Anon.
Die Meinungen über Wifi im ÖV gehen weit auseinander, wie eine Aussage von Leser Mark zeigt. Sie zeigt auch ein Generationen-Problem (siehe Box). Denn Mark ist entzürnt über die «Basler Strahlenbüchse»: «Wie krank sind die Leute eigentlich geworden. Starren im Tram nur noch auf ihr iPhone, statt miteinander zu reden. Überleben die Jungen nun zehn Minuten ohne Wifi nicht mehr? Geht mal paar Tage wandern, natürlich ohne iPad und Handy. Das ist paradiesisch.»
Böse Erinnerungen
In der Wifi-Frage sind keine klaren Mehrheiten auszumachen. In einer Umfrage von 20 Minuten Online begrüssten 57 Prozent von 7300 Teilnehmern drahtloses Internet im ÖV, 43 Prozent sprachen allerdings sich dagegen aus.
Dennoch stossen die Zürcher Verkehrsbetriebe viele Leser vor den Kopf. Die VBZ begründen die ablehnende Haltung einerseits mit den kurzen Fahrzeiten. Dani kann diese Argumentation nicht verstehen: «Ich sitze im Tram öfters geschlagene 30 Minuten und möchte dann gerne richtig surfen. Die Diskussion erinnert mich an die Leitsysteme für Parkhäuser, auf die wir in Zürich im Gegensatz zu anderen Städten ewig darauf warten mussten.»
Anderseits führen die VBZ aus, es gebe gar kein Bedürfnis für Wlan im Tram. Mit dieser Begründung hat Peter Kneubühler Mühe. Für ihn ist aber klar: Die neue Mobilfunkgeneration LTE, die viel schnelleres Surfen ermöglicht, wird das drahtlose Internet in den Zentren und damit in Trams mittelfristig überflüssig machen – dies ganz im Gegensatz zu Wlan in Zügen: «Dort braucht es wegen der schlechten Verbindung sowieso einen Hotspot.»
SBB sollen Wlan installieren
Surfend im Zug durch das Mittelland rasen: Mit seinem Wunsch nach Wifi in den SBB-Wagen ist Kneubühler nicht alleine. «Mit dem Wifi-Tram durch Basel zu fahren ist ein Luxus. Im Zug allerdings könnte man dank stabilem Internet viel effizienter arbeiten», schreibt Monika.
Die SBB lassen sich allerdings viel Zeit: Während im Ausland bereits zahlreiche Züge mit Wlan verkehren, sollen die ersten Wifi-Kompositionen erst 2014 durch die Schweiz fahren. Während einige Leser für die lange Wartezeit nur Schimpf und Schande übrig haben, zeigen andere wie Leser Obi mehr Verständnis: «Wegen der vielen und langen Tunnels ist es eine grosse Herausforderung, funktionierendes Wifi in einem Zug für 500 Personen gleichzeitig anzubieten.»
Europas Wifi-Städte Im oberösterreichischen Linz rollt seit 2011 ein mit Wifi ausgerüstetes Tram durch die Stadt. «Die junge Generation freut sich sehr darüber, den älteren Leuten ist es egal», sagt Egon Pischinger von den Linzer Verkehrsbetrieben zu 20 Minuten Online. Es gebe zwar Pläne, die gesamte Tramflotte mit Wifi auszurüsten. Aber: «Wir warten das Wifi-Gesamtkonzept für die ganze Stadt ab, bevor wir weiter ausbauen.»
Europas Wifi-Städte Im oberösterreichischen Linz rollt seit 2011 ein mit Wifi ausgerüstetes Tram durch die Stadt. «Die junge Generation freut sich sehr darüber, den älteren Leuten ist es egal», sagt Egon Pischinger von den Linzer Verkehrsbetrieben zu 20 Minuten Online. Es gebe zwar Pläne, die gesamte Tramflotte mit Wifi auszurüsten. Aber: «Wir warten das Wifi-Gesamtkonzept für die ganze Stadt ab, bevor wir weiter ausbauen.»
In Europa bieten weitere Städte wie Helsinki, Prag und Florenz Wifi-Verbindungen im ÖV an. Ein flächendeckendes Netz wie in Basel gibt es aber bislang nirgendwo.