Das bietet das künftige SBB-Flaggschiff

Aktualisiert

Neue DoppelstöckerDas bietet das künftige SBB-Flaggschiff

Massentransport statt Superzug: Die SBB haben erstmals die Kabine des neuen SBB-Doppelstöckers präsentiert. 20 Minuten Online hat den neuen Zug unter die Lupe genommen.

A. Müller
P. Rüegg
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A. Müller
P. Rüegg

Täuschend echt: Ein Blick in das Modell den neuen Doppelstöcker-Intercity (Video: P. Rüegg, A. Müller).

Bereits in wenigen Monaten läuft die Produktion des neuen SBB-Flagschiffs an, mit welchem ab Ende 2013 jeden Tag zehntausende Bahnreisende fahren werden. Am Montagmittag haben Hersteller Bombardier und die SBB in Oerlikon erstmals Einblick in ein 1:1-Modell der neuen Waggons gewährt.

Die grosse Revolution bleibt zumindest für die Passagiere auf den ersten Blick aus. Die SBB haben an Details gefeilt: «Neben zusätzlichen Sitzplätzen haben wir mehr Stauraum für Gepäck geschaffen», sagt Jeannine Pilloud, Chefin SBB Personenverkehr, zu 20 Minuten Online. Künftig können Passagiere ihre Gepäckstücke direkt unter dem Sitz deponieren, da «Stützpfeiler» für die Sitzbänke nicht mehr nötig sind. Zudem können sich die Pendler auf Steckdosen an jedem Sitzplatz und über grosse Info-Bildschirme freuen.

Das Aus für die Sitz-Lounge

Ein Rundgang durch die Wagen zeigt: Die Aufgänge in den ersten Stock wirken enger als bisher. Jeder Quadratmillimeter scheint verplant. «Das gibt sicher ein Puff beim Aussteigen», kommentiert ein Bahnexperte. Dafür verfügt künftig jeder Waggon über ein eigenes Multifunktionsabteil, in welchem Velos und Kinderwagen abgestellt werden können. Dagegen verzichten die SBB im neuen Doppelstöcker auf eine runde Sitzgruppe: «Diese Plätze wurden immer als letztes besetzt», begründet die SBB-Kaderfrau den Entscheid. Für Kinder gibt es weiterhin ein Spielabteil. «Das Highlight ist eine Hütte, wo die Kinder aus dem Fenster schauen können», so die zweifache Mutter Pilloud.

Bei Edwin Dutler, Präsident der Passagiervereinigung Pro Bahn, löst der neue Bombardier-Doppelstöcker keine Begeisterungsstürme aus. Er findet es insgesamt einen gelungenen Entwurf. Aber: «Der Wagen erinnert mich an eine S-Bahn. Der Zug ist sehr funktional und auf Massentransport ausgelegt», so Dutler.

Revolution im Wagenkasten

Funktionalität statt Bahnromantik: Ein Beispiel dafür ist das nüchterne, auf Sauberkeit und Einfachheit fokussierte Innendesign. Wegen kürzeren Umlaufzeiten haben die Putzequipen immer weniger Zeit, die Waggons zu reinigen. «Je sauberer der Zug ist, desto weniger Abfall und Schmutz wird hinterlassen», erklärt Pilloud.

Die eigentliche Revolution des neuen SBB-Flagschiffes findet hinter den Kulissen statt: Dank einer neuen Neigetechnik – der Wankkompensation - können künftig auch die Doppelstöcker 15 Prozent schneller in den Kurven fahren. «Wir werden die Technik ab 2014 im Fernverkehr einsetzen», sagt Fritz Sterchi von den SBB. Wann der Zeitgewinn fahrplanmässig eingeplant werde, sei aber noch unklar.

Das SBB-Flagschiff

Die SBB haben bei Bombardier 59 Doppelstöcker für 1,9 Mia. Franken bestellt. Die ersten Fahrzeuge werden ab Fahrplanjahr 2014 auf der Strecke Genf-St. Gallen eingesetzt. In Doppeltraktion bietet ein Intercity künftig 1160 Sitzplätze, 200 mehr als jetzt. Die neuen Züge verfügen neben Wlan in allen Klassen auch über eine Videoüberwachung.

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