kreuz.netKatholische Nachrichten schüren Judenhass
Auf einer seriös aufgemachten Webseite können Holocaust-Leugner, Rassisten und erzkonservative Katholiken ihre Botschaften ungestört verbreiten.
In den so genannten kreuzmeldungen auf kreuz.net heisst es heute: «Die Schoah sei das 'grösste Verbrechen der Menschheitsgeschichte'. Das behauptete der Erzbischof von Boston, Sean Kardinal O'Malley, laut der Regionalzeitung Boston Globe. Die Teilnehmer des altgläubigen US-Forums Angelqueen korrigierten den Erzbischof. Sie erklärten ihm, dass in Wirklichkeit die Kreuzigung des Gottessohns das schlimmste Verbrechen war. Rein menschlich betrachtet sei aber auch beispielsweise die Kinderabtreibung aufgrund der Opferzahlen und fehlenden Reue und Wiedergutmachung ein schlimmeres Verbrechen als die nationalsozialistische Judenverfolgung in der Mitte des 20. Jahrhunderts.»
Blutspräsident Obama
US-Präsident Barack Obama wird auf der Seite mit dem Untertitel «Katholische Nachrichten» als «Homo- und Blutspräsident» bezeichnet. Der Pius-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson leide unter dem «Williamson-Pogrom». Die Autoren solcher Zeilen sind nicht ausfindig zu machen, denn auf der Webseite heisst es: «Kreuz.net ist die Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind. Kreuz.net akzeptiert ohne Namen eingereichte Informationen und betrachtet es als Ehrensache, die strikte Anonymität seiner Informanten zu wahren.» Wer mit der Redaktion in Kontakt treten will, muss ebenfalls nicht seinen Namen nennen. Auch die Mühe, sich eine Tarn-E-Mail-Adresse zuzulegen, muss man sich nicht machen. Denn die Eingabe einer solchen ist nicht nötig.
Werbung für dubiose Webseiten
Unklar ist, wie sich das Portal finanziert, denn Werbung ist auf kreuz.net kaum zu finden. Dafür findet man unter anderem ein Banner, das auf die Seite babycaust.de verweist. Dort begrüsst den Nutzer folgender Text: «Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien mit Sitz in Bonn hat die alte Version der Internetseite www.babycaust.de in die Liste C jugendgefährdender Medien aufgenommen. Wir haben daraufhin die Homepage geändert. Aber mit der Änderung war die BPjM bzw. der LFK nicht einverstanden. Wir erhielten einen Bussgeldbescheid über € 2000,00 sowie eine Androhung einer weiteren Strafe von 3000 Euro.»
Von der Abtreibung zur Wehrmacht
Die Werbung scheint ihre Zielgruppe zu erreichen, denn die Macher von babycaust.de finden auf kreuz.net unter einem Artikel über die Anti-Abtreibungsseite Sympathiebekundungen. So schreibt Nutzer DJM: «Wertlos wird der Menschenmüll in die Tonne geworfen. Der seelische Schaden ist gross, welcher Abtreibung genannt wird. Der Mutterschoss ist der gefährlichste Platz im Staat.» Hintergrund der Diskussion ist, dass babycaust.de Bilder von Abgetriebenen auf Betreiben der deutschen Bundesprüfstelle entfernt hatte. Ein Nutzer namens Simon Boccanegra nutzt die Diskussion sogleich, um die Deutsche Wehrmacht zu verteidigen: «Auch Bilder können lügen. Bilder gelten als besonders glaubwürdig. Doch anlässlich der verleumderischen Ausstellung 'Verbrechen der Wehrmacht' haben namhafte Historiker nachgewiesen, dass auch Bilder gefälscht oder in einen verfälschten Kontext eingebunden sein können. So werden dann auch Bilder zur Lüge. Die Mächtigen, die über die Mediengewalt verfügen, haben immer Methoden zur Manipulation zur Verfügung.»
Auf Anfrage von 20 Minuten Online wollte sich keiner der Betreiber von kreuz.net äussern. Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, bezeichnete Inhalte des Portals als «unsäglich» und «unerträglich». Vom Netz nehmen lässt sich die seit Herbst 2004 aktive Seite nicht ohne Weiteres. Denn ihre Betreiber sitzen in Kalifornien, wo unter anderem das Leugnen des Holocaust nicht strafbar ist.