Affäre NefNef hetzte Sexhungrige auf seine Ex-Freundin
Bislang war unklar, weshalb Armeechef Nef von seiner Ex-Partnerin wegen Nötigung angeklagt worden ist. Jetzt kommen Details ans Tageslicht: Nef soll Sexinserate dazu benutzt haben, andere Männer auf seine Expartnerin zu hetzen. Bundesrat Schmid wusste davon, im Widerspruch zu seiner Erklärung vom Freitag.
Die Vorwürfe, welche die ehemalige Lebenspartnerin in einem Strafverfahren an Roland Nef richtete, sind massiv. Sie stehen im Widerspruch zum Bild, das Bundesrat Samuel Schmid in der Öffentlichkeit vom Armeechef zeichnet, berichtet die «SonntagsZeitung» in ihrer akutellen Ausgabe. Schmid lobt Nef auch nach der turbulenten letzten Woche in den höchsten Tönen. Er zeichne sich durch «einwandfreie charakterliche Eignung» aus, sei integer und verantwortungsbewusst, sagte er am Freitag vor den Medien.
Sexinserate ...
Wie der «SonntagsZeitung» vorliegende Dokumente aus der «Strafakte Nef» zeigen, warf die Ex-Partnerin dem damaligen Brigadier unter anderem vor, im September 2006 auf Sexinserate geantwortet zu haben. Männern, die auf schnellen Sex aus waren, verschickte Nef laut der Strafanzeige per E-Mail das Bild seiner ehemaligen Partnerin und gab auch ihre Natel- und Festnetznummer sowie die Wohnadresse an. In der Folge seien sie und ihre Tochter von Männern per Telefon und am Wohnort belästigt worden, gab die Frau zu Protokoll. Sie erstattete am 27. September 2006 auf der Zürcher Polizeihauptwache Urania Anzeige gegen Nef wegen Nötigung.
... und Stalking
Schon vor dem Vorfall mit den Sexinseraten soll Nef seine Lebenspartnerin während 18 Monaten mit E-Mails, SMS und anonymen Postkarten belästigt haben, berichtete die Frau der Polizei weiter. Sie fühlte sich bedrängt und in Angst versetzt. Im April 2006 suchte sie Hilfe bei der Stalking-Beratungsstelle der Stadtpolizei Zürich. Das geht aus den Ermittlungsakten hervor. Die Strafverfolgungsbehörden nahmen die Anschuldigungen ernst. Die Zürcher Staatsanwaltschaft ordnete eine Hausdurchsuchung an und untersuchte mit Hilfe von IT-Spezialisten der Armee auch den Computer an Nefs Arbeitsplatz.
Bundesrat Schmid log
Er kenne die Details zu den Vorwürfen nicht, sagte Bundesrat Schmid am Freitag vor den Medien. Er habe keine Möglichkeit, das Dossier einzusehen, argumentierte der in der Kritik stehende VBS-Chef. Doch die «SonntagsZeitung» hatte dem Verteidigungsminister die Anschuldigungen bereits am 27. Juni 2008 detailliert vorgelegt. Zudem kann Schmid den Armeechef auffordern, seinen Rechtsvertreter vom Anwaltsgeheimnis zu entbinden.
Schmid hatte sich vor Nefs Wahl im Juni 2007 auf die Zusicherung seines Kandidaten verlassen, dass das Verfahren bald eingestellt werde.
Der Zeitpunkt der Desinteresseerklärung
Die Anzeigeerstatterin erhielt von Nef Geld als Wiedergutmachung, wie der Armeechef vor drei Tagen bestätigte. Die Höhe dieses Schmerzensgeldes ist bisher unbekannt. Dafür unterschrieb die Frau eine Desinteresseerklärung. Damit war sie einverstanden, dass gegen Nef nicht weiter ermittelt wurde. Nach Angaben von Radio DRS unterschrieb sie die Erklärung erst im September 2007 – Monate nach der Wahl von Nef zum Armeechef. Nef hatte am Donnerstag an der Pressekonferenz gesagt, dies sei vor der Wahl geschehen. Schmid legte dem Gesamtbundesrat das Beförderungsdossier also zu einem Zeitpunkt vor, als keine Garantien für die Beilegung des Konflikts auf dem Tisch lagen. Zudem informierte er seine Kollegen nicht über die Ermittlungen gegen Nef. Ein riskantes Vorgehen, das der Verteidigungsminister am Freitag als «kalkulierbares Risiko» bezeichnete. Mit der von der SonntagsZeitung publik gemachten Affäre Nef wird sich der Gesamtbundesrat in der ersten Sitzung nach der Sommerpause beschäftigen.
Pelli für Wahlwiederholung
FDP-Präsident Fulvio Pelli fordert von der Landesregierung, die Voraussetzungen für die Wahl von Armeechef Roland Nef nochmals zu überprüfen. Dabei müssten Nef und Bundesrat Samuel Schmid gegenüber dem Gesamtbundesrat Transparenz schaffen.
Nef und Schmid müssten dem Gremium erklären, «worum es genau ging», sagte Pelli in einem Interview mit dem «Sonntag». Vielleicht komme der Gesamtbundesrat zur selben Einschätzung wie Bundesrat Schmid - «trotz der Polemik von heute, die sich vielleicht als ungerechtfertigt erweist.»
(Quelle: sda)