Affäre NefKeckeis wusste von Nefs Strafverfahren
Der ehemaligen Armeechef Christophe Keckeis stärkt dem angeschlagenen Bundesrat Samuel Schmid den Rücken: Bei der Auswahl seines Nachfolgers Roland Nef habe allenfalls er, nicht aber Schmid Fehler gemacht.
Er selber habe bei der Auswahl seines Nachfolgers Roland Nef allenfalls einen Fehler gemacht, weil er nicht genauer nachgefragt habe, sagte Keckeis.
Vom laufenden Strafverfahren habe er zwar gewusst. Er sei aber davon ausgegangen, dass dies im weiteren Selektionsverfahren genauer untersucht werde. Auch Schmid sei zu wenig präzise informiert gewesen, sagte Keckeis am Sonntag in der Sendung «Echo der Zeit» von Schweizer Radio DRS.
Möglicherweise hätten gewisse Leute die Sache auch kaschieren wollen, um sie später zu benutzen. Von Sexinseraten, die Nef angeblich im Namen seiner Ex-Partnerin geschaltet haben soll, habe er jedoch nichts gewusst, sagte Keckeis. Sicher hätten aber weder er noch Schmid ihre Stimme Nef gegeben, wenn dieser Verdacht bekannt gewesen wäre.
Rücktritt unausweichlich
Keckeis sieht die ganze Angelegenheit zwar als Privatsache. Leute in der Position von Nef müssten aber ein beispielhaftes Privatleben führen. Obwohl Nef seine Arbeit brillant gemacht habe, sei sein Rücktritt wohl unausweichlich, sagte er.
Schmid stellt Keckeis ein gutes Zeugnis aus. Wer diesem Führungesschwäche unterstelle, wisse nicht, wie er führe. Schmid sei zwar kein herausragender Kommunikator, kenne aber die Dossiers perfekt und führe beispielhaft, sagte Keckeis, der selber während Jahren unter dem Verteidigungsminister gerabeitet hat.
Das Problem ortet er bei der SVP, die derzeit eine Kampagne gegen ihren ehemaligen Bundesrat führt. Es dürfe nicht sein, dass die Armee derart geschwächt werde, sagte Keckeis. Von einem Rücktritt Schmids rät er ab: Bis ein Nachfolger mit den Dossiers vertraut sei, vergehe zu viel Zeit. Dies wäre fatel, sagte er.
Am Freitag hatte die SVP gedroht, der Armee den Geldhahn zuzudrehen, bis Schmid als Bundesrat zurücktritt. Grüne und SP signalisierten ihre Bereitschaft, dabei mitzumachen, wenn auch aus anderen Gründen. Keckeis übernahm 2004 das neu geschaffene Amt des Armeechefs. Auf Ende 2007 trat er zurück.
(sda)