Erpressung«Sgarbi war hochgradig abhängig vom Sektenchef»
War Sex-Erpresser Helg Sgarbi nur ein Werkzeug seines Sektenführers? Dieser zockte in den 90er-Jahren in Zürich seine Mitglieder ab. Mehrere Schweizer Jünger sollen sich in Italien aufhalten.
Um den Italiener Ernano Barretta haben sich in Zürich in den 90er-Jahren zahlreiche Personen geschart. Er gab vor, über Wunderkräfte zu verfügen und Kranke heilen zu können. Laut Medienberichten traf sich die Gruppe in einer Wohnung in Zürich, später zogen viele Mitglieder nach Italien. Als Schweizer Basis blieb die Wohnung von Barrettas Schwiegermutter in Auslikon ZH bestehen. Bis zu ihrem Tod letzten Januar wurde Barrettas Mutter laut Anwohnern von einer «sehr gläubigen» jungen Frau betreut, die der Guru aus Italien nach Auslikon geschickt hatte.
Barretta hatte seine Anhänger offenbar völlig in der Hand: Für seine «Leistungen» überwiesen ihm die Jünger hohe Beträge – auch Pensionskassengelder. «Angehörige haben sich damals an mich gewandt», sagt Tagi-Sektenexperte Hugo Stamm. Für ihn sei klar, dass Barretta ein schamloser Abzocker sei. Und: «Ich gehe davon aus, dass sich heute noch mehrere Schweizer Mitglieder in Italien aufhalten», so Stamm.
Auch der Gigolo Helg Sgarbi, der durch die Erpressung der Milliardärin Susanne Klatten aufgeflogen ist, hat aus Sicht des Sektenexperten keine eigenständige Rolle gespielt: «Sgarbi muss stark abhängig gewesen sein von seinem Führer; kein halbwegs vernünftiger Hochstapler hätte nach einem ersten Erfolg nochmals eine so hohe Summe verlangt», sagt Stamm.
Bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe
Helg Sgarbi wird wohl noch dieses Jahr wegen der Erpressung der Milliardärin Susanne Klatten angeklagt. «Er muss mit bis zu fünf Jahren Haft rechen», sagte Anton Winkler, Sprecher der Staatsanwaltschaft München gestern gegenüber 20 Minuten. Es gebe eine gute Zusammenarbeit mit den Schweizer Behörden. Sgarbi ist wegen Betrugs und Erpressung angezeigt. Im Januar 2008 wurde er verhaftet. Seither sitzt er in München im Gefängnis. (feb)