Olympia-Zeremonie gestört
Im antiken Olympia ist heute das olympische Feuer für die Sommerspiele in Peking entzündet worden. Bei der Zeremonie rannten zwei protibetische Demonstranten mit schwarzen Fahnen auf das Feld. Sie wurden von griechischen Polizisten festgenommen.
Die Zeremonie fand eine Stunde früher als geplant statt, weil im Wetterbericht Regen angekündigt war. Eine als Priesterin gekleidete Schauspielerin entzündete die Flamme mit einem Brennglas, mit dem sie Sonnenstrahlen bündelte.
An der Zeremonie nahm auch der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, teil. Der Zwischenfall mit den Demonstranten ereignete sich während einer Rede des Pekinger Olympiachefs, Lieu Qi. Das olympische Feuer soll nun in einem Fackellauf nach Peking getragen werden.
Rogge sieht Verbesserung der Menschenrechtslage in China
Jacques Rogge hat sich gegen den Eindruck gewehrt, seit der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking habe sich die Menschenrechtslage in China verschlechtert. «Ich bestreite das», sagte Rogge heute in einem Interview der Nachrichtenagentur AP vor des Entzündung des olympischen Feuers im antiken Olympia.
«Die Vergabe der Olympischen Spiele nach China hat China ins Rampenlicht gebracht», erklärte Rogge. «Tibet ist zu Recht auf den Frontseiten (der Zeitungen). Es wäre aber nicht auf der ersten Seite, wenn die Spiele nicht in China vorbereitet würden.» Weiter sagte Rogge: «Ich glaube, dass die Spiele die Agenda der Menschenrechte vorangebracht haben. Ist die Lage vollkommen? Auf keinen Fall. Hat sie sich verbessert? Ich sage ja. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Ich sage, es ist halb voll.»
«Spiele werden Wandel beschleunigen»
Für einen Boykott der Spiele gebe es «keinen glaubwürdigen Impuls», erklärte der IOC-Präsident. «Die wichtigen Regierungen wollen ihn nicht, die Sportgemeinschaft will ihn definitiv nicht, und ich bin sicher, die öffentliche Meinung will ihn auch nicht.» Das IOC habe gewusst, dass es wegen der Vergabe der Spiele an Peking Diskussionen geben werde. «Wir sind nicht naiv. Wir wussten, dass im letzten halben Jahr (vor den Spielen) die Diskussionen aufflammen würden und das ist geschehen. Wir können einem Fünftel der Menschheit nicht die Vorteile des Olympismus verweigern. Wir glauben, dass die Spiele den Wandel beschleunigen und ein Land öffnen werden, das einem Grossteil der Welt mysteriös ist.»
Das IOC diskutiere mit der chinesischen Regierung in «stiller Diplomatie» die Lage in Tibet sowie Menschenrechtsfragen, sagte Rogge. Das IOC sei aber eine Sportorganisation und könne nicht mehr machen, als sich dem Appell von Staats- und Regierungschefs in aller Welt anschliessen, den Konflikt friedlich zu lösen. Er werde im kommenden Monat ein Gespräch mit Ministerpräsident Wen Jibao über verschiedene Themen führen. Rogge rief Demonstranten entlang der Route des olympischen Fackellaufs nach Peking auf, keine Gewalt anzuwenden.
«Der Fackellauf ist ein Friedenssymbol, ein Symbol der Einheit der Völker der Welt und der olympischen Waffenruhe», sagte Rogge. «Wir rufen alle auf, keine Gewalt anzuwenden. Ich denke nicht, dass die öffentliche Meinung Gewalt bei so einem Ereignis akzeptieren würde.»
(dapd)