CBS-Reporterin«Ich wurde mit den Händen vergewaltigt»
Nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak war die US-Reporterin Lara Logan in Kairo sexuell attackiert worden. Jetzt erzählt sie, wie schlimm es wirklich war.
Der Vorfall ereignete sich am Abend des 11. Februar auf dem Tahrir-Platz. Hunderttausende feierten den kurz zuvor bekannt gegebenen Rücktritt Mubaraks. Unter ihnen befand sich Lara Logan, eine Reporterin des US-Fernsehsenders CBS. Mit einem Kamerateam fing sie die Jubelstimmung auf dem Platz ein. Dann wurde die 39-Jährige von ihrer Crew getrennt und von einer Gruppe Männer brutal angegriffen und sexuell missbraucht.
Die Tat sorgte weltweit für Aufsehen und Empörung. Jetzt hat Lara Logan erstmals über das traumatische Erlebnis gesprochen, in Interviews mit der «New York Times» und der TV-Sendung «60 Minutes» ihres Arbeitgebers. Sie sei von 200 bis 300 Männern angegriffen worden, sagte die gebürtige Südafrikanerin. Diese hätten ihre Kleider zerrissen, sie betatscht und geschlagen: «Während längerer Zeit haben sie mich mit den Händen vergewaltigt.»
25 Minuten Qual
Das Verhängnis begann, als die Batterie der Kamera leer war und damit auch der Scheinwerfer ausging. «Von da an lief alles schief», sagte Logan. Ihre einheimischen Begleiter hätten gehört, wie Männer darüber sprachen, sie wollten ihr die Hose runterreissen: «Sie sagten: Wir müssen hier raus.» Doch da sei der Mob schon auf sie los gegangen. Ihr Kameramann und ihr Produzent seien «hilflos» gewesen. Nur ein Leibwächter habe sie noch kurze Zeit beschützen können.
Lara Logans Begleiter schätzten, dass sie rund 25 Minuten von der Reporterin getrennt waren. Dies lässt das Ausmass der Demütigung erahnen, die sie erleiden musste. Details zu den Übergriffen wollte Logan gegenüber der «New York Times» nicht preisgeben: «Was mich wirklich erschütterte war, wie gnadenlos sie vorgingen. Sie genossen mein Leiden und meinen Schmerz. Es stachelte sie an, noch mehr Gewalt anzuwenden.»
Kein Wunder, hatte sie mit dem Leben abgerechnet: «Ich dachte nicht nur, dass ich sterben werde, sondern einen endlosen Foltertod erleiden würde», sagte sie im Interview mit «60 Minutes», das am Sonntag ausgestrahlt wird. Eine Gruppe von ägyptischen Zivilisten und Soldaten konnte sie schliesslich befreien. Tags darauf wurde Logan in die USA geflogen.
Tabuthema sexuelle Gewalt
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf ein häufig tabuisiertes Thema: Sexuelle Gewalt, der Journalistinnen vor allem in Krisengebieten ausgesetzt sind. «Man hat nur sein Wort, man trägt keine Beweise mit sich herum, wie wenn man in Afghanistan ein Bein oder einen Arm verliert». so Logan. Jeff Fager, Chef von CBS News, sprach von einem «Schweigegebot». Es sei in Laras und in ihrem Interesse, dieses zu durchbrechen, meinte er.
Daneben illustriert der Vorfall auch das Ausmass an Belästigung und Missbrauch, dem Frauen in Ägypten und anderen Ländern regelmässig ausgesetzt sind. Lara Logan erwähnte im Interview den Brief einer in Kanada lebenden Frau, die Anfang Februar in Kairo während der Proteste auf dem Rücksitz eines Taxis vergewaltigt wurde. Zu Hause habe ihre Familie ihr geraten, nicht darüber zu reden. Beim Lesen des Briefs habe sie geschluchzt, meinte die CBS-Reporterin: «Er hat mich daran erinnert, wie viel Glück ich hatte.»