Libyen«Gaddafi, raus, raus!»
Die Welle des Zorns in den arabischen Staaten hat nun auch Libyen erreicht. Tausende wollen Muammar Gaddafis Ende. Bereits werden 14 Verletzte gemeldet.
In der libyschen Stadt Bengasi, der zweitgrössten Stadt des Landes, ist es nach diversen Medienberichten zu Protesten gekommen. Daran hätten sich bis zu 2000 Menschen beteiligt, wie Augenzeugen dem britischen Sender BBC berichten. Die Menschen fordern Muammar Gaddafi auf, die Macht in Libyen neu zu verteilen. Sie wollen den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Bagdadi al Mahmudi. Die Proteste wurden blutig geführt. Diverse Medien berichten von 14 Verletzten, davon 10 Polizisten. Neuste, unbestätigte Meldungen sprechen von 38 Verletzten.
Im Internet wurden gleichzeitig Amateurvideos veröffentlicht (siehe unten auf der Seite), auf denen Hunderte von Männern und Frauen zu sehen sind, die rufen: «Das Volk will den Sturz des Regimes» und «Gaddafi, raus, raus!». Aus regierungsnahen Kreisen hiess es, bei den Demonstranten habe es sich um «15 junge Menschen» gehandelt.
Die Proteste seien durch die Festnahme eines regierungskritischen Anwalts ausgelöst worden, schreibt BBC. Der Anwalt sei später wieder freigekommen, die Proteste hätten aber angedauert. Die Demonstranten hätten Steine auf Polizisten geworfen. Die Sicherheitskräfte setzten demnach Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein.
Ein libyscher «Tag des Zorns» war offenbar auf Donnerstag geplant. Aufgrund der aktuellen Ereignisse seien die Menschen aber bereits jetzt auf die Strassen geströmt, zitiert der «Hamilton Spectator» Twitter-Auszüge. Internet- und Mobiltelefonverbindungen seien mindestens temporär getrennt worden.
Gaddafis Gegenpropaganda
Der Protesttag war im Gedenken an die blutigen Demonstrationen von 2006 angekündigt worden. Damals starben mindestens 14 Menschen, als sie gegen Muammar Gaddafi auf die Strasse gingen. Wie in Tunesien und Ägypten werden die Proteste in Libyen via Facebook koordiniert. Die Demonstranten rufen zum «Tag der Wut» auf und wollen die «Korruption und Vetternwirtschaft» unter der starken Hand Gaddafis bekämpfen.
Das staatliche Fernsehen strahlte kurz nach den heutigen Protestaktionen Bilder von Gaddafi-Anhängern aus, die für die Regierung auf die Strasse gingen. Laut Berichten soll es sich um einige hundert gehandelt haben. Laut der Nachrichtenagentur Reuters will Libyen als Reaktion auf die Proteste 110 Gefangene freilassen. Diese sollen einer verbotenen islamistischen Gruppe angehören.
Anders als in Tunesien und Ägypten wird nicht damit gerechnet, dass die Proteste in Libyen Gaddafi in Bedrängnis bringen.
Nach dem Sturz der Präsidenten in Tunesien und Ägypten kam es auch in anderen Ländern der Region zu Protesten gegen die Regierung, darunter in Jemen, Bahrain und dem Iran.
Erste Bilder von den Strassen Bengasis:
Frauen demonstrieren gegen die Regierung:
(aeg/sda/dapd)