Al Kaida hat in Libyen keine Chance

Aktualisiert

Leben nach GaddafiAl Kaida hat in Libyen keine Chance

Die Gefahr einer islamischen Radikalisierung in Libyen schätzen deutsche Experten als gering ein. Libyer mögen den politischen Islam nicht.

Eine Solidaritätsbekundung der Extremisten-Organisation Al-Kaida für die Aufständischen wertet etwa der Islamwissenschaftler Udo Steinbach als Trittbrettfahrerei.

«Al-Kaida versucht nun ihr eigenes Süppchen zu kochen», sagte der ehemalige Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Der nordafrikanische Ableger der Extremistengruppe hatte sich am Donnerstag einer Internetseite zufolge hinter den Volksaufstand in Libyen gestellt und Machthaber Muammar al-Gaddafi für dessen gewaltsame Niederschlagung der Proteste verurteilt.

«Fast schon eine Garantie gegen einen militanten politischen Islam»

Der in Libyen traditionell gepflegte Islam sei im Wesentlichen religiös und nicht politisch geprägt, sagte Steinbach. «Diese Form des Islams wird auch künftig wieder eine stärkere Rolle spielen und ist fast schon eine Garantie gegen einen militanten politischen Islam.»

Der Libyen-Experte der Freien Universität in Berlin, Hamadi El- Aouni sagte, die Angst vor einem wachsenden Einfluss der Islamisten hätten sowohl Gaddafi als auch die ehemaligen Machthaber Ägyptens und Tunesiens, Hosni Mubarak und Zine al-Abidine Ben Ali ins Feld geführt, um politische Freiheit zu unterdrücken.

«Das war immer die Strategie. In beiden Ländern sind die Machthaber verschwunden und keine Al-Kaida ist auf der Bildfläche erschienen.» Radikale Islamisten hätten in der libyschen Gesellschaft keinen Rückhalt.

Auch einen Zerfall des libyschen Staates sieht El-Aouni nicht drohen. «Das war die Botschaft der letzten zehn Tage, klar und deutlich, wir sind Libyer und wir sind unter einander solidarisch, vor allem gegen Gaddafi», sagte der Experte. (sda)

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