Blutige Kämpfe um Sawija, Brega und Ras Lanuf

Aktualisiert

LibyenBlutige Kämpfe um Sawija, Brega und Ras Lanuf

Erbitterte Kämpfe toben um mehrere Städte Libyens. Wer jeweils die Oberhand hat, ist nicht klar. Im umzingelten Sawija wird ein nächtlicher Angriff befürchtet.

Die Lage am Freitagabend:

Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi wehrt sich mit allen Mitteln gegen sein Ende. Während sich seine Truppen heftige Gefechte mit Aufständischen liefern, versuchen Gaddafis Emissäre nach Angaben der Opposition sich Loyalität zu erkaufen.

Dank seit Jahren sprudelnden Öleinnahmen verfügt das Regime über Milliarden. Oppositionsmedien meldeten am Freitag, Gaddafi habe Vermittler nach Misrata, Nalut und Al-Sawija geschickt. Demnach lehnten die Rebellen das Angebot ab.

Die Tageszeitung «Al-Sharq Al-Awsat» berichtete, in Al-Sawija hätten Gesandte Gaddafis jeder Familie, die durch die Unruhen ein Familienmitglied verloren hat, 250 000 Dinar (185 400 Franken) angeboten. Alle anderen Familien sollten 20 000 Dinar erhalten.

Heftige Kämpfe

Wer Gaddafis Lockungen widersteht, muss mit Gewalt rechnen. Gerade aus der seit Tagen umkämpften Stadt Al-Sawija, 60 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis, wurden schwere Kämpfe gemeldet. Dabei wurden zwei Anführer der Rebellen getötet.

Die Rebellen bestätigten eine Meldung des von Gaddafi kontrollierten Staatsfernsehens. Dagegen widersprachen sie dessen Darstellung, Gaddafi-Anhänger hätten die Stadt zurückerobert. Die Angaben über die Toten in Al-Sawija gingen auseinander: Einige Quellen berichteten von 18, andere von 30 und wieder andere von 50 Toten.

Aus der Umgebung der östlichen Ölstadt Al-Brega wurden Luftangriffe gegen Aufständische gemeldet. In der Nachbarstadt Al-Brega wurde gemäss den Rebellen unter anderem ein Munitionsdepot bombardiert. 18 Menschen seien getötet worden. Reporter berichteten, einige Aufständische seien weiter nach Westen gezogen in Richtung des Hafens Ras Lanuf, der von Gaddafis Soldaten gehalten wird. Nach Angaben eines Arztes wurden in der Nähe der Stadt bei Gefechten zahlreiche Menschen getötet.

Zusammenstösse in Tripolis

In Tripolis strömten die Gaddafi-Gegner nach den traditionellen Freitagsgebeten aus den Moscheen und forderten ein Ende der seit 41 Jahren andauernden Herrschaft Gaddafis. Dabei kam es gemäss Augenzeugen zu Zusammenstössen mit Gaddafi-Anhängern.

Sicherheitskräfte hätten die Regimegegner mit Tränengas und durch Schüsse vertrieben, berichteten Reporter. Ausländische Journalisten konnten sich in Tripolis nicht frei bewegen, da sie von Sicherheitskräften daran gehindert wurden.

Holländische Geiseln vorgeführt

In den Niederlanden bestätigten sich am Freitag die Ängste um die drei Marineflieger, die vom Regime am Sonntag in Sirte bei einer Evakuierungsaktion gefangen genommen worden waren. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder der Niederländer. Unter ihnen war demnach eine Frau. Die Regierung in Den Haag wollte sich nicht dazu äussern. Sie erklärte nur, man stehe in intensiven Verhandlungen.

Flüchtlinge werden schikaniert

In Tunesien startete eine internationale Rückholaktion für Tausende aus Libyen geflohene Gastarbeiter. Vor allem Ägypter wurden per Flugzeug und Schiff in ihre Heimat gebracht. An der Aktion waren mehrere EU-Staaten, die USA und Kanada beteiligt.

Während bis Mittwoch gemäss UNO-Angaben 200 000 Menschen, vor allem Gastarbeiter, dem Bürgerkrieg in Libyen nach Tunesien und Ägypten entfliehen konnten, kamen am Donnerstag und Freitag nur noch einige Tausend.

Gemäss der UNO hindern Gaddafi-treue Truppen die Menschen an der Flucht. «An der Grenze sind auf der libyschen Seite jetzt schwer bewaffnete Regierungstruppen stationiert», sagte eine Sprecherin des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf.

Auch die Rebellen hätten Flüchtlinge schikaniert, vor allem Menschen aus Ostafrika, weil sie diese für Söldner Gaddafis hielten. Mindestens 12 500 Menschen seien dadurch auf der libyschen Seite blockiert.

(SDA)

Glückskette eröffnet Konto für Nordafrika

Die Glückskette hat am Donnerstag ein Sammelkonto für Nordafrika eröffnet. Ziel der Sammlung ist Hilfe für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen. Mehr als 180'000 Menschen seien bereits auf der Flucht vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in Libyen und suchten Schutz in Tunesien und Ägypten. Viele von ihnen versuchten in ihre Heimatländer weiterzureisen. Mit den Spenden wird die Glückskette ihre Partnerhilfswerke unterstützen.

Spenden für die Glückskette sind möglich auf das Postkonto 10-150006 mit dem Vermerk «Nordafrika» oder online unter www.glueckskette.ch. PostFinance Kundinnen und Kunden können zudem gratis am Postomat oder per SMS spenden. (SDA)

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