Soldaten schiessen auf Moschee

Aktualisiert

Gewalt in SyrienSoldaten schiessen auf Moschee

Die Zahl der Truppen in der abgeriegelten Stadt Daraa steigt. Soldaten schossen sogar auf eine Moschee. Dabei starben mehrere Menschen. Die Zahl der Toten stieg in Syrien bereits auf über 500.

Beim Angriff der syrischen Streitkräfte auf eine Moschee in der abgeriegelten Stadt Daraa sind am Samstag nach Augenzeugenberichten vier Menschen getötet worden. Bei dem eineinhalbstündigen Einsatz hätten Soldaten schwere Maschinengewehre eingesetzt und Panzergranaten abgefeuert, sagte ein Bewohner von Daraa, Abdullah Abaseid.

Die Omari-Moschee in der Altstadt von Daraa befand sich seit dem Beginn des Militäreinsatzes am vergangenen Montag in der Hand der Protestbewegung gegen Präsident Baschar Assad. Unter den Toten sei der Sohn des Imams der Moschee, Scheich Ahmed Sajasna, sagte Abaseid. Eine Frau und ihre zwei Töchter seien ums Leben gekommen, als eine Panzergranate in ihr Haus in der Nähe der Moschee einschlug.

Bereits zuvor hatten die Streitkräfte ihre Präsenz in Daraa erneut verstärkt. Am Samstagmorgen seien weitere Soldaten mit vier Panzern, 20 gepanzerten Truppentransportern und einem Rettungswagen des Militärs in Daraa eingerückt, sagte ein Bewohner der Nachrichtenagentur AP.

Die Stadt im Süden des Landes gilt als Hochburg der Protestbewegung gegen Präsident Assad. Bereits am vergangenen Montag waren Tausende Soldaten in Daraa einmarschiert und hatten die Stadt weitgehend abgeriegelt.

Schüsse im Stadtzentrum von Daraa

Im Zentrum seien am Samstag vereinzelte Schüsse zu hören gewesen, sagte ein Zeuge. Scharfschützen würden von hohen Gebäuden auf Menschen schiessen. «Es wird immer schwieriger herauszufinden, was gerade passiert. Ich kann nicht rausgehen. Wenn ich einen Fuss vor die Tür setze, erschiessen sie mich», sagte der Bewohner von Daraa.

Die syrischen Sicherheitskräfte hätten den Frauen der Stadt seit Montag erlaubt, ihre Häuser zu verlassen, um Brot zu kaufen. Am Samstag sei ihnen dies nicht gestattet worden. Seit Anfang der Woche sind in Daraa die Strom- und Wasserversorgung sowie die Telefonverbindungen unterbrochen. Zahlreiche Bewohner versuchten, über die Grenze ins benachbarte Jordanien zu fliehen.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Gewalt in Syrien mittlerweile 535 Menschen das Leben gekostet hat. Allein am Freitag seien bei Einsätzen der Sicherheitskräfte 65 Menschen getötet worden, sagte der Leiter einer syrischen Menschenrechtsorganisation, Rami Abdul Rahman.

36 Personen seien in der Provinz Daraa ums Leben gekommen, 27 in der Region Homs sowie jeweils ein Mensch in der Stadt Latakia und der Region um die Hauptstadt Damaskus. Dort hatte die Regierung die Bewohner zuvor auf Plakaten aufgerufen, «zu ihrer eigenen Sicherheit» zu Hause zu bleiben.

Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten forderten die Behörden die Familien einiger der am Freitag Getöteten auf, die Trauerfeiern klein zu halten und die Opfer im engsten Familienkreis zu Grabe zu tragen. Ähnliche Anordnungen waren bereits in der vergangenen Woche erteilt, jedoch grösstenteils ignoriert worden.

In der Küstenstadt Banias hätten die Sicherheitskräfte ihre Stellungen am späten Freitagabend geräumt und sich zurückgezogen, berichtete ein Bewohner. Im syrischen Fernsehen war am Freitag von «bewaffneten Terroristen» die Rede, die in Daraa und Homs vier Soldaten und drei Polizisten getötet haben sollen. Ausserdem seien zwei Soldaten gefangen genommen, später jedoch wieder freigelassen worden. Beim Angriff einer bewaffneten Gruppe in Latakia sei einer seiner Kameraleute verletzt worden, berichtete das staatliche Fernsehen.

EU beschliesst Sanktionen gegen Damaskus

Wegen der anhaltenden Gewalt gegen Zivilpersonen brachte die EU am Freitag Sanktionen gegen das syrische Regime auf den Weg. Die Botschafter der Mitgliedsstaaten gaben grünes Licht für Strafmassnahmen gegen Präsident Assad und seine Gefolgsleute, wie aus Diplomatenkreisen in Brüssel verlautete.

Die Konten der für die Gewalt Verantwortlichen sollen eingefroren, Einreiseverbote sowie ein Waffenembargo verhängt werden, hiess es. Auch die USA verhängten Sanktionen gegen führende Vertreter der syrischen Regierung, darunter einen Bruder Assads.

Der UN-Menschenrechtsrat billigte seinerseits Ermittlungen zur blutigen Niederschlagung der Proteste in Syrien. Zudem wurde die Regierung in Damaskus aufgefordert, umgehend alle politischen Gefangenen freizulassen und die Beschränkungen für Journalisten und das Internet aufzuheben.

(sda/dapd)

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