Warum Obama das TV-Duell gewonnen hat

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US-WahlenWarum Obama das TV-Duell gewonnen hat

John McCain und Barack Obama haben in ihrer zweiten Fernsehdebatte ihre gegenseitigen Attacken verschärft. Einen klaren Gewinner brachte auch dieses Duell nicht - und das sind schlechte Nachrichten für John McCain.

Laut einer ersten CNN-Umfrage hatte Obama bei dem TV-Duell am Dienstagabend in Nashville deutliche Vorteile. Beim konservativen Sender Fox News allerdings lag McCain klar vorn. Ersten Umfragen zufolge konnte keiner der beiden einen klaren Vorteil erzielen.

Die TV-Debatte, bei der die Kandidaten Fragen aus dem Publikum und via Internet beantworteten, war von den Republikanern als wichtige Chance McCains angesehen worden, den Trend zu Gunsten Obamas umzukehren. Die CNN-Umfrage zeigte allerdings, dass Obama beim wichtigen Wirtschaftsthema deutlich besser beurteilt wurde als McCain.

Finanzkrise

Das 90-minütige TV-Duell stand weitgehend im Zeichen der schweren US-Finanzkrise. Obama bezeichnete die Probleme als ein «endgültiges Urteil über acht Jahre verfehlter Politik» des republikanischen Präsidenten George W. Bush, die auch McCain unterstützt habe.

McCain habe nichts dagegen tun wollen, «dass die Märkte verrückt spielen». Während der Amtszeit von Präsident George W. Bush habe die Regierung weitgehend auf Markteingriffe im Finanzsektor verzichtet und sei davon ausgegangen, dass «der Wohlstand auf uns alle herabregnen wird. Das ist nicht passiert», sagte der Senator von Illinois.

Sein republikanische Rivale McCain erklärte, die schwierige Wirtschaftslage mache eine Kürzung von Sozialleistungen notwendig. Beide Kandidaten waren sich einig, dass das Sozial- und Gesundheitssystem reformiert werden müsse. Auf Fragen, wen sie im Fall eines Wahlsieges als Finanzminister berufen würden, erwähnten beide den Milliardär Warren Buffett als Kandidaten, lehnten aber eine Festlegung ab.

Steuerfrage

Zu einem heftigen Schlagabtausch kam es auch über die Steuerpolitik. So hielt McCain seinem Rivalen vor, er wolle im Falle eines Wahlsieges die Steuern für 60 Prozent der Kleinunternehmer erhöhen.

Insgesamt habe der Demokrat als Senator in 95 Prozent aller Fälle für Steuererhöhungen oder gegen Kürzungen votiert. McCain warf Obama vor, dessen Steuerpläne zu verstehen sei wie der Versuch «einen Pudding an die Wand zu nageln».

Obama seinerseits bekräftigte, wer 200 000 Dollar oder weniger im Jahr verdiene, könne im Fall seiner Präsidentschaft mit Steuerkürzungen rechnen.

Kontroverse Irak

McCain beschuldigte Obama, bei den Abstimmungen über den Wehretat des Irakkriegs die Sicherheitsbedürfnisse des Landes nicht verstanden zu haben. Obama hielt McCain krasse Fehlurteile bei der Entscheidung für den Irakkrieg vor.

«Wir müssen den Irakkrieg beenden, damit wir unsere Arbeit in Afghanistan erledigen können», sagte Obama und forderte die Verstärkung der US-Truppen in Afghanistan und einen Sieg gegen die Terrororganisation Al Kaida.

Obama stellte McCains Seriosität in Frage und erinnerte ihn daran, dass er im vergangenen Jahr öffentlich gesungen habe «Bomb, bomb, bomb Iran» (siehe Video unten). Beide Kandidaten versicherten aber, sie würden als Präsident mit allen Mitteln verhindern wollen, dass der Iran eine Nuklearmacht werde.

Hat McCain letzte Gelegenheit verpasst?

Die von dem ehemaligen NBC-Nachrichtensprecher Tom Brokaw moderierte, 90-minütige Debatte fand im «Town-Hall-Format» statt, also mit Fragen aus dem Publikum und auch aus dem Internet. Dieses Format wird von McCain bevorzugt.

In den jüngsten Umfragen liegt der 72-jährige Senator aus Arizona mit bis zu acht Prozentpunkten hinter Obama. Experten hatten das TV-Duell vor diesem Hintergrund als eine der möglicherweise letzten Gelegenheiten für McCain bewertet, den Abwärtstrend zu stoppen.

Angriffe werden härter

Nach einem betont fairen Auftakt des Wahlkampfs hatten beide Lager den Ton am Wochenende deutlich verschärft und sich gegenseitig mit heftigen persönlichen Vorwürfen überzogen. Die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin warf Obama Kontakte zu Terroristen vor.

McCain zieh Obama der Lüge. Obama sprach seinerseits von einer Schmierenkampagne der Republikaner und warf McCain vor, sich zu wenig um die Finanzkrise zu kümmern.

(SDA/AP)

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