Darum hat die SVP gewonnen

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Darum hat die SVP gewonnen

Die SVP hat in ihrer Kampagne alles richtig gemacht und deshalb an Sitzen gewonnen, sagen Experten. Sie sprach ihre Wählerschaft mit einer klaren Botschaft an - und hatte keine Angst, den Rest der Bevölkerung vor den Kopf zu stossen.

«Die SVP führte den teuersten, emotionalsten und handwerklich besten Wahlkampf, der je in der Schweiz geführt wurde», findet der Zürcher Politikberater Louis Perron.

Die Wähler hätten genau gewusst, für was die Partei stehe. Ebenfalls zum Kampagnen-Erfolg beigetragen hätten das grosse Budget, das starke Engagement und das guten Krisenmanagement in der so genannten Roschacher-Affäre.

Kapiert hats nur die SVP

«Zurzeit hat nur die SVP die Spielregeln begriffen», gibt sich der Waadtländer Kommunikationsberater Marc Comina überzeugt. Entscheidend sei im Schweizer System, ein Maximum der Wählerschaft zu erreichen, nicht eine Mehrheit.

Nur ein Drittel der Wählerinnen und Wähler entschieden sich für die SVP, der Rest lehne ihre Politik klar ab. Mit ihren Stimmen habe die Partei aber bereits einen grossen Einfluss. «Aus diesem Grund kann die Partei auch Schlagwörter einsetzen», sagt Comina.

Für Perron gilt dies in erster Linie für die Schlussphase eines Wahlkampfs. Kurz vor dem Urnengang gehe es nicht darum, Wählende zu überzeugen. Vielmehr sollten die eigenen Leute mobilisiert werden, ihre Stimmzettel abzugeben.

Dafür brauche es eine emotionalisierte und personalisierte Botschaft. «Man darf nicht Angst davor haben, Leute aufzuregen.» Dies sei der SVP in den letzten Wochen gelungen.

Erfolgreich eingesetzt habe die SVP auch die Person von Bundesrat Christoph Blocher, sagt Perron. Zwar gehe es bei einem Wahlkampf immer um Themen. Sie würden jedoch über Köpfe wahrgenommen. Blocher sei von den Wählenden mit den SVP-Anliegen verknüpft worden.

Die Personalisierung werde künftig ein fixer Bestandteil von Schweizer Wahlkämpfen, sagt Comina voraus. «An die Personalisierung der Schweizer Politik wird man sich gewöhnen müssen.» Wie überall auf der Welt delegierten die Schweizer ihre Themen verstärkt an Politiker, denen sie vertrauten.

«Grüne leben vom Wetterbericht»

Den anderen Parteien erteilen die Experten schlechte Noten für ihre Kampagnen. Bei der SP erkennt Perron anders als bei der SVP keine klare Botschaft. Der zweite Grund für die SP-Schlappe sieht er im kleinen Budget der Genossen.

Die FDP-Sitzverluste erklärt sich Comina mit der «intellektuellen» Kampagne der Freisinnigen. Ihr Scheitern sei aufgrund des mangelhaften politischen Marketings programmiert gewesen.

Für Perron haben nicht einmal die Grünen, welche nach der SVP am meisten Sitze gewannen, sich gut geschlagen. Die Partei profitiere von den Sorgen der Bevölkerung um das Klima und habe schlechter abgeschnitten als prognostiziert. «Die Grünen leben vom Wetterbericht.»

Nach Ansicht der beiden Experten hat der SVP-Erfolg System. «Seit 15 Jahren sind die Schweizer Wahlkämpfe wegen der SVP umkämpfter», sagt Perron. Die SVP politisiere seit Anfang der neunziger Jahre mit einer klar definierten Linie, pflichtet ihm sein Lausanner Berufskollege bei. (sda)

SVP gab am meisten aus

Die SVP hat im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen mehr Geld für Plakate und Inserate ausgegeben als alle anderen Parteien. Zwischen Juli und September gingen 52 Prozent aller solcher Kosten aufs Konto der SVP, im August gar 77 Prozent.

Gemäss den Daten des Marktforschungsunternehmens Media Focus belegt die FDP den zweiten Rang mit einem Anteil von 20 Prozent an derartigen Aufwendungen in den genannten drei Monaten.

Es folgen SP (9 %), CVP (8 %) und Grüne (2 %). Die übrigen 8 Prozent der Ausgaben verteilen sich auf die Kleinparteien.

Die Angaben für den Wahlmonat Oktober werden erst gegen den 20. November bekannt sein. Der im September von den Parteien insgesamt aufwendete Betrag für Wahlplakate und Inserate wurde von Media Focus mitgeteilt: 10,7 Millionen Franken.

Diese Summe taugt anderseits dazu, die von SVP-Gegnern genannte Summe von mindestens 15 Millionen Franken zu bestätigen, die die Partei von Bundesrat Christoph Blocher seit dem Frühsommer insgesamt für den Wahlkampf eingesetzt habe.

Auch negative Medienberichte nützlich

Angesprochen auf die grosse Werbesumme, hatte Parteipräsident Ueli Maurer am Wahlsonntagabend - ohne den Betrag zu bestätigen - gesagt, die Medien hätten über die SVP so viel Negatives berichtet, dass sie habe Inserate kaufen müssen.

Nach Ansicht von Pascal Sciarini, Politologe an der Universität Genf, haben die Beiträge und Artikel über die SVP, und zwar sowohl negative als auch positive, der Partei genützt. Und über keine andere Partei sei so viel berichtet worden wie eben über die Wahlsiegerin.

Ging der SP das Geld aus?

Den Monat Oktober ausgeklammert, scheint es, dass die FDP den Grossteil ihrer Ressourcen am Ende ihrer Wahlkampagne aufbrauchte. Bei der SP - die nach eigenen Angaben 120 000 Franken für Werbung einsetzte - war es umgekehrt: Im Juli entfielen 19 Prozent der Ausgaben aller Parteien auf sie, im August noch 6 Prozent.

Die CVP ihrerseits blieb in dieser Hinsicht in den drei Monaten mehr oder weniger stabil. Am Schluss der Kampagne verstärkte sie ihre Präsenz dann noch leicht.

(SDA)

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