Wikileaks von Amazon-Servern verbannt

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Geheime DokumenteWikileaks von Amazon-Servern verbannt

Amazon hat seine Dienste für das Enthüllungsportal Wikileaks gekündigt. Als weitere Folge des jüngsten Lecks überprüfen die USA umfassend die Datensicherheit.

Wikileaks hat den Zugang zum bisherigen US-Server verloren und sucht jetzt eine Internet-Heimat in Europa. «Wikileaks von Amazon-Server verdrängt. Freie Rede im Land der Freien», teilte die Internetplattform per Kurznachrichtendienst Twitter am Mittwoch mit.

Kurz zuvor hatte das US-Internet-Unternehmen Amazon die Dokumente der Enthüllungsplattform Wikileaks von seinen Servern verbannt. Die Internet-Aktivisten hatten bei der Veröffentlichung der geheimen diplomatischen US-Depeschen auf den Amazon Web Service (AWS) zurückgegriffen, um die hohen Zugriffszahlen auf die Dokumente bewältigen zu können.

Wikileaks hatte mit einem Umzug in die «Cloud», also in ein Netz von verteilten Rechenzentren, sich auch gegen mögliche Attacken auf seine technische Infrastruktur wappnen wollen. Seit den ersten Veröffentlichungen hatten Hacker immer wieder versucht, die Website mit einem sogenannten Distributed-Denial-of-Service-Angriff (DDoS) lahmzulegen.

Schutz von sensiblen Daten wird verstärkt

Die US-Regierung stellte zugleich den Schutz ihrer Datenbanken umfassend auf den Prüfstand. Als Sonderbeauftragter sei der Vize- Direktor des Zentrums für Anti-Terror-Massnahmen, Russell Travers, ernannt worden, teilte das Weisse Haus am Mittwoch mit.

Travers sei dafür verantwortlich, «notwendige Strukturreformen» zu entwickeln, die nach der Offenlegung der US-Botschaftsberichte durch die Internetplattform Wikileaks nötig geworden seien. Das Weisse Haus will auch die Wege überprüfen lassen, wie die gesamte Regierung Informationen austauscht und schützt.

Ebenfalls schützen will die US-Regierung die Informanten, mit denen die US-Botschaften in der ganzen Welt zusammengearbeitet hatten. «Einige Informanten sind klar zu identifizieren, vor allem Menschen in autoritären Staaten, die mit uns gesprochen haben», sagte Aussenamtssprecher Philip Crowley am Mittwoch in Washington.

Die US-Botschaften in aller Welt seien im Kontakt mit den Vertretern beispielsweise von Menschenrechtsorganisationen oder auch Journalisten. «Wir wollen ihnen helfen und sie notfalls in jedem uns möglichem Masse schützen.» Offen liess Crowley, ob die USA besonders gefährdeten Informanten auch Asyl gewähren würden.

Der von Schweden mit Haftbefehl gesuchte Wikileaks-Gründer Julian Assange hält sich einem Zeitungsbericht zufolge in Grossbritannien auf. Dies berichtete die Zeitung «Independent» am Donnerstag unter Berufung auf Polizeikreise. (sda)

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