21 600 Franken für den Finder von Ylenia
Der Finder von Ylenias Leiche soll die ausgesetzte Belohnung von 21 600 Franken erhalten. Die Auszahlung ist aber noch nicht erfolgt. Ylenias Beerdigung findet frühestens nächste Woche statt.
Die Summe von rund 21 600 Franken setzt sich aus staatlichen und privaten Geldern zusammen, sagte Roland Koster, Sprecher der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden am Montag. Wie hoch der Anteil der Privaten ist, sagte Koster nicht. Der Betrag war auch in der Fernsehsendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» ausgelobt worden.
Der 28-jährige Winterthurer Simon Kuhn hatte die Leiche der seit Ende Juli vermissten Ylenia am Samstag im Hartmannswald bei Oberbüren gefunden, rund drei Kilometer entfernt vom Fundort der Leiche des mutmasslichen Täters Urs Hans Von Aesch, der sich selbst umgebracht hatte.
Ein Termin für die Beerdigung des getöteten fünfeinhalbjährigen Mädchens steht noch nicht fest. Das hänge auch davon ab, wann die Leiche freigegeben werde. Diese Woche werde die Beerdigung aber sicher nicht mehr stattfinden. Frühestens am Dienstag sollen Untersuchungsergebnisse der Gerichtsmedizin vorliegen, die Aufschluss über die Todesursache und ein allfälliges Sexualdelikt geben können, sagte Koster.
Interview mit dem Finder
Am Samstag war der 28-jährige Informatiker Simon Kuhn auf die Leiche der vermissten Ylenia gestossen. Gestern begab er sich erneut an den Fundort der Leiche und liess die Geschehnisse im Interview mit 20minuten.ch Revue passieren.
Gut zwei Dutzend Reporter, Fotografen und Mitglieder der privaten Suchaktionen warten am Sonntagmorgen um elf auf der Strasse am Hartmannswald, warten auf Simon (sprich «Seimen») Kuhn. Warten auf ihn, der hier am Samstagmittag die Leiche der kleinen Ylenia entdeckt hat.
Kurz nach elf fährt er in seinem gelben Fiat Punto mit Zürcher Nummernschild vor, der 28-jährige Informatiker aus Oberwinterthur, der während drei Wochen auf eigene Faust nach dem vermissten Mädchen gesucht hatte. Er parkiert sein Auto in einigem Abstand und schlendert gemächlich auf die Wartenden zu. Als wäre er zum Joggen verabredet oder zum gemeinsamen Waldspaziergang. Nichts deutet darauf hin, dass dieser junge Mann tags zuvor eine schreckliche Entdeckung gemacht hat, den von Tieren freigescharrten Körper eines Kindes gefunden hat.
«Ich bin gleich da»
«Ich will zuerst ein paar Leuten guten Tag sagen, dann bin ich gleich für Sie da», sagt er den Reportern, begrüsst seine Mitstreiter bei der Suche nach der Vermissten und wendet sich dann den Kameras und Mikrophonen zu. Er macht den Eindruck eines abgeklärten Medienprofis. Als sei es sein tägliches Brot, verschwundene Kinder zu finden, erklärt er den Reportern, wie er im Moment des Leichenfundes reagiert habe: «Ich habe sofort die Polizei angerufen, gemäss dem Anrufausgang meines Natels um 12.11 Uhr. Innert fünf bis sieben Minuten war ein Streifenwagen vor Ort, würd' ich sagen.»
«Ich weiss nichts von einer Belohnung»
Geduldig beantwortet Kuhn die ersten Fragen. Nein, er habe nicht schlecht geschlafen, ein Glas Rotwein getrunken und sich danach hingelegt. Nein, er habe keine Tochter, die dasselbe Schicksal wie Ylenia erlitten habe, das sei ein Gerücht. Nein, er wisse noch nicht, was er mit der als Belohnung ausgesetzten Summe machen wolle.
«Keine Fotos mehr bitte»
Dann marschiert Kuhn im rasanten Schritt von der Strasse in den Wald, führt seine Begleiter zur Stelle, an der er Ylenia gefunden hat. «Ich werde beim Fundort nicht mehr für Fotos zur Verfügung stehen, dieser Wald soll keine Kultstätte werden», bedingt er sich aus. Kuhn sucht Ylenias Grab, kann es aber nicht mehr finden. «Ich weiss auch nicht, was passiert ist. Hier habe ich den Körper gefunden, jemand muss das Loch wieder zugeschüttet haben», sagt Kuhn und gibt weiter Interviews. Ob er diesen Ort nun zum letzten Mal besucht habe, oder noch mal wiederkomme? «Nein, ich habe jetzt abgeschlossen und ich hoffe, dass Ylenias Mutter das jetzt auch kann.» Wie es nun für ihn weitergehe, fragt einer. «Morgen gehe ich arbeiten, meine Ferien sind vorbei. Vielleicht gehe ich an Ylenias Beerdigung. Aber momentan sind wir ein bisschen knapp dran im Geschäft. Mal schauen», sagt Kuhn und beantwortet weiter die Fragen der Reporter, guckt in die Kameras der Fotografen und bespricht sich mit seinen Kollegen der privaten Suchaktionen.
Maurice Thiriet, 20minuten.ch