«Hakenkreuz-Ständer» des Anstosses

Aktualisiert

Deutsche Befindlichkeit«Hakenkreuz-Ständer» des Anstosses

Thüringer Bratwurst gibt es nur in Deutschland. Und auch die Aufregung über unglücklich geformte Kleiderständer ist so wohl nur in unserem nördlichen Nachbarland möglich.

von
Daniel Huber

Die Kleiderständer des Anstosses tragen eine ordentliche deutsche Bezeichnung: «Kreuzwinkelständer» nennen sich die praktischen Metallgestänge, an denen in den Filialen des Textil-Discounters «kik» Jacken und Hemden hängen. Europaweit soll dies in 2700 Filialen der Fall sein, berichtet die Hamburger Morgenpost in ihrer Online-Ausgabe.

Doch nur in Deutschland, so dürfen wir annehmen, geben die Gebrauchsgegenstände Anlass für erregte Diskussionen: Betrachtet man die Ständer nämlich von oben, wird sofort klar, dass «Kreuz» und «Winkel» hier auf ungute Weise zusammenkommen. Hakenkreuze indes sind in Deutschland, so bestimmt es der Paragraph 86a des Strafgesetzbuches, verboten. Prompt hat denn auch ein Mann Klage gegen die Textilkette erhoben, die solche politisch bedenklichen Kleiderständer in ihre Verkaufsräume stellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

«Nazis raus!» verboten

Die unbestritten verbrecherische Vergangenheit des Dritten Reiches verdüstert auch heute noch die deutsche Befindlichkeit und verunmöglicht eine kühle Debatte über Sinn und Unsinn von solchen Verboten und deren Anwendung. Es ist noch nicht lange her, da wurde ein Student in Baden-Württemberg vor den Kadi gezerrt, weil er ein durchgestrichenes Hakenkreuz getragen hatte — als bildliche Entsprechung für den Slogan «Nazis raus!». Ihm wurde absurderweise die «Verwendung nationalsozialistischer Symbole» vorgeworfen.

Es darf mithin davon ausgegangen werden, dass Kreuze, Winkel und dergleichen deutsche Gerichte noch lange beschäftigen werden.

Deine Meinung zählt