Zürich«Invasion von westlichen Sitten»
Die Kuoni-Tochter Pink Cloud bietet Schwulen und Lesben Reisen in muslimische Länder an – und sorgt damit für heftige Kritik bei Schweizer Muslimen.

Homosexualität ist in islamischen Ländern tabuisiert. Foto: pink cloud
Die Zeiten, in denen Homosexuelle ihre Ferien nur in Ibiza, Mykonos und Gran Canaria verbrachten, sind vorbei. Der auf Homo-Reisen spezialisierte Reiseanbieter Pink Cloud hat für seine Kundschaft nun auch islamische Länder erschlossen – obwohl Homosexualität dort strafbar oder tabuisiert ist. Neben Strandferien auf den Malediven und in der Südtürkei – wo sogar Gay Beaches zur Verfügung stehen – sind auch Rundreisen durch Indonesien und Marokko buchbar. «Viele Schwule und Lesben haben Angst, in muslimische Länder zu reisen, und lassen sich so wunderbare Begegnungen entgehen», sagt Geschäftsführer Raymond Fuhrer. Dabei seien solche Reisen kein Problem, sofern man «nicht Händchen haltend durch Basare schlendert und sich Intimitäten fürs Zimmer aufspart». Ausserdem sei «Gay-freundliche» Bedienung garantiert: «Das Hotelpersonal, Guides und Fahrer sind speziell geschult. Unangenehme Fragen über Ehepartner und Kinder fallen weg», sagt Fuhrer.
Doch nicht alle finden die Vorstellung reisender Homo-Pärchen in islamischen Ländern gut. «Wegen mangelnder Aufklärung könnten sich die Einheimischen vor den Kopf gestossen fühlen, was zu Aggressionen führen könnte. Das ist eine geistige Invasion von vornehmlich westlichen Sitten, die in muslimischen Ländern abgelehnt wird», sagt Hisham Maizar, der Präsident der Schweizer Föderation muslimischer Dachorganisationen. Selbst wenn sich die Gay-Touristen diskret verhielten – «es gibt sicher genügend andere schöne Orte, wo diese Leute ihre Ferien verbringen können», sagt Maizar. Uwe Splittdorf von Pink Cross sieht das anders: «Es ist gut, dass wir die Welt bereisen und uns nicht verstecken. Schliesslich haben wir auch den einheimischen Homosexuellen gegenüber eine wichtige Vorbildfunktion.»