Sekte in der Krise?«Scientology pfeift aus dem letzten Loch»
Scientology hat in der Schweiz grosse Schwierigkeiten und kaum mehr Mitglieder, sind sich Experten einig. Eine Sprecherin der Sekte hält die Behauptungen für «völlig absurd».

Ehrenamtliche Mitglieder von Scientology packen ihre Ware nach einer Veranstaltung in Zürich 2007 zusammen.
Religionswissenschafter und Sektenexperte Georg Otto Schmid ist sich sicher: «Scientology schrumpft kontinuierlich, und ich könnte mir vorstellen, dass es diese Sekte in der Schweiz in einigen Jahren nicht mehr geben wird», sagte er in der Zeitung «Der Sonntag». Im Jahr 1990 habe die Sekte in der Schweiz etwa 3000 Mitglieder gehabt. Jetzt, so schätzt Schmid, sei die Zahl auf 1000 aktive Mitglieder geschrumpft.
Schmid ist mit seinem Urteil nicht allein. Sektenbeobachter Christian Ruch glaubt, dass es «diese Sekte kaum mehr schafft, neue Mitglieder zu finden.» Ein Indiz ist für Ruch die Arbeit der Sektenmitglieder auf der Strasse. Wenn er sehe, wie schlecht geschult die Leute seien, die für die Mitgliedersuche unterwegs sind, «dann ist das für mich ein Zeichen dafür, dass Scientology aus dem letzten Loch pfeift», sagte der deutsche Sektenexperte, der in der Schweiz lebt, dem «Sonntag». Gemäss Ruch hat Scientology in der Schweiz derzeit «ganz grosse Schwierigkeiten».
Scientology spricht von 5000 Mitgliedern
Scientology-Sprecherin Annette Klug hält diese Aussagen für «völlig absurd». Ein Mitgliederschwund finde nicht statt. «Alleine in Zürich hatten wir vor ein paar Wochen eine Veranstaltung der lokalen Kirche für die Scientologen aus der Umgebung, an der mehr als 500 Personen teilnahmen», sagte sie. Gemäss Klug finde in der Schweiz sogar eine leichte Expansion statt, wenn auch nicht so stark wie in anderen Ländern. «Passiv- und Aktivmitglieder gibt es in der Schweiz zirka 5000.»
Dass Scientology hierzulande «mit grossen Schwierigkeiten» kämpft, glaubt jedoch auch Sektenexperte Dieter Sträuli von der Fachstelle Infosekta. «Sie prozessieren viel weniger oft als früher, es scheint ihnen das Geld auszugehen.» Für Annette Klug ist dies aber nur ein Beweis, «dass wir es nicht mehr nötig haben, uns mit rechtlichen Mitteln zu wehren».
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