Gang-Bang, Aids und die Zehnerkarte

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SexgewerbeGang-Bang, Aids und die Zehnerkarte

Das Basler Bordell Castelli lädt für übernächsten Freitag zum Gruppensex mit Pornostars. Wer einen Aids-Schnelltest macht, darf auch ohne Gummi. Die Aidshilfe ist entsetzt.

Joel Bedetti
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Joel Bedetti

Salma de Nora ist ein Pornostar. Letztes Jahr gewann sie den Sex-Oscar, die Venus. Übernächsten Freitag ist de Nora in Basel zu Gast, an einer Fete der etwas besonderen Art. Dann steigt im Basler Bordell Castelli die «GangBang-Party», die seit anderthalb Jahren etwa alle sechs Wochen mit einem anderen Pornostar stattfindet. Neben de Nora stehen die Starlets Candy Sue und Emma`s sowie Prostituierte des Bordells den 20 männlichen Besuchern zu Sex-Diensten.

Anmelden kann sich jeder Erwachsene, der «nett, niveauvoll, nicht extrem übergewichtig sowie nach Möglichkeit intim (teil)rasiert ist», kann man der Website entnehmen. Dort stimmen auch einschlägige Videos vergangener Partys auf den Abend ein. Kostenpunkt des Vergnügens: 500 Franken für Männer, Singlefrauen werden gratis hereingelassen. Von 20 Uhr bis 23 Uhr wird gerammelt.

«Natürlich ohne Gummi!»

Alles halb so wild – würde die «GangBang-Party» nicht explizit mit einem Argument für sich werben: «Du kannst mich auch ohne Kondom bumsen!», leuchtet es auf der Website auf. «Das ist einzigartig in der Schweiz», betont Davide Castelli, Organisator der Party und Inhaber das Castelli-Bordells, nicht ohne Stolz.

Ohne Gummi kann ran, wer einen gewöhnlichen Aidstest mitbringt, der nicht älter als zwei Wochen ist. Oder wer eine halbe Stunde vor Partybeginn einen Schnell-Aidstest macht. «Zwei Drittel der Gäste bevorzugen die zweite Option», weiss Castelli aus Erfahrung. Nur vereinzelt würden sich Besucher ein Kondomen überziehen.

Schnelltest bringt nichts

«Schwer unvernünftig», meint Thomas Lyssy, Mediensprecher Aidshilfe Schweiz, dazu. «Ein Schnelltest, der in einer halben Stunde ausgewertet wird, verleiht nur eine vermeintliche Sicherheit.» Um ein zuverlässiges Resultat zu bekommen, müsse man nach dem letzten ungeschützten Geschlechtsverkehr drei Monate abwarten - dann erst könne man die Viren erkennen. «Vor der Übertragung anderer Geschlechtskrankheiten wie Tripper, Hepatitis oder Syphillis schütze der Test überhaupt nicht», meint Lyssy weiter.

Zudem, ärgert er sich, solle so ein Test in einem professionellen Rahmen erfolgen – nicht kurz vor einer Massensex-Party. «Stellen Sie sich die Situation vor», meint er, «man steht in einer Schlange für den Test an, der Arzt piekst in den Arm. Was soll er sagen, wenn Sie positiv sind? Sie einfach heimschicken?» Wenn das Resultat eines Aids-Tests bekannt werde, müsse unbedingt psychologische Betreuung verfügbar sein.

Treuebonus für Stammkunden

Castelli meint dazu bloss: «Dass das Risiko bei einem Schnelltest höher ist, weiss man ja.» Um die Popularität seiner Partys muss er sich keine Sorgen machen. «Seit einem Jahr sind wir immer ausgebucht – mehr als 20 Männer pro Party dürfen nicht teilnehmen», sagt Davide Castelli. Sein Bordell eröffnet daher im April eine Niederlassung in Zürich, wo auch kondomlose «Gangbang-Partys» gefeiert werden sollen. «Viele Besucher reisen nämlich von dort her an», erklärt Castelli.

Gruppensex-Partys hätten allgemein Aufwind, meinen auch andere Bordellbetreiber, die solche Anlässe anbieten. Mit dem Gangbang ohne Gummi stosse Castelli in eine Marktnische vor, heisst es in der Szene.

Inzwischen haben Davide Castellis Gruppensexpartys einen treuen Kundenstamm. Für sie hat der Bordellbetreiber die «Zehnerkarte» eingeführt. Beim elften Mal gibt's den Eintritt zum halben Preis.

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