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Piraten nach Verfolgungsjagd erschossen?

Offiziell wurde die Geiselnahme der französischen Luxusyacht unblutig beendet. Sechs Piraten wurden nach einer wilden Verfolgungsjagd verhaftet - dabei soll es laut mehreren Berichten Tote gegeben haben.

Der französische Staatschef Nicolas Sarkozy dankte den «Streitkräften und allen Staatsdiensten, die es ermöglicht haben, dass diese Geiselnahme schnell und ohne Zwischenfälle beendet wurde».

Ohne Zwischenfälle? Kurz nach der Freilassung nahmen Soldaten nach einer Verfolgungsjagd sechs Piraten gefangen. Dabei sollen Warnschüsse gefallen sein. Wie der somalische Gouverneur Dahir Abdul Kadir Ahmed bekanntgab, wurden dabei drei Menschen getötet und acht verletzt. In anderen Quellen ist von fünf Toten die Rede. Offiziell wurde noch nichts über Todesfälle bekannt.

Der französische Staat habe kein Lösegeld bezahlt, liess Sarkozy verlauten. Er liess aber offen, ob die Reederei der «Ponant» dies tat. Wie inzwischen bekannt wurde, soll diese tatsächlich zwei Millionen Dollar für die Freilassung der Yacht und der Geiseln hingeblättert haben.

Die 88 Meter lange «Ponant» war am 4. April auf einer Überführung ohne Passagiere vor der somalischen Küste gekapert und zu einem Piratenhafen im autonomen Puntland entführt worden. An Bord befanden sich 22 Franzosen, sechs Philippiner, ein Kameruner und eine Ukrainerin.

Marine und Spezialkommando

Frankreich hatte seine Kriegsmarine und Eingreiftruppen in Marsch gesetzt, aber eine Verhandlungslösung angestrebt. Einzelheiten zur Geiselbefreiung wollte Sarkozy erst nach einem Gespräch mit den Angehörigen der französischen Seeleute am Freitagabend mitteilen.

Aussenminister Bernard Kouchner versprach die rasche Heimkehr der Ex-Geiseln, die offenbar wohlauf sind. Sie sollen bis Sonntag von der französischen Marine nach Dschibuti gebracht werden. Von dort sollen sie nach Paris geflogen werden.

Am Dienstag wird auch die «Ponant» unter französischer Eskorte in Dschibuti erwartet. Dort besitzen die Franzosen einen Militärstützpunkt.

Die Piraten gehören laut Medienberichten zu den «Somali Marines», einer gut organisierten Bande mit weitreichenden Kontakten. Im Schnitt kommen die von ihnen gekaperten Schiffe gegen Zahlung eines Lösegeldes nach einem Monat wieder frei.

Kampf der Piraterie

Kouchner forderte eine internationale Mobilisierung gegen die Piraterie vor Somalia. Frankreich sei bereit, im Rahmen der UNO über sein Engagement beim multinationalen Marineeinsatz hinaus zu gehen. Dazu liefen Diskussionen in New York.

2007 waren 263 Piratenangriffe registriert worden. Dazu kommt eine Dunkelziffer, denn manchmal zahlen die Reedereien lieber heimlich Lösegeld. Nur selten machen die Überfälle Schlagzeilen wie im Falle der französischen Luxusjacht. (dapd)

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