Blackout: Europaweit Millionen ohne Strom
Plötzlich blieben die Züge stehen und das Licht ging aus: Mehrere Millionen Menschen in Europa haben nach Stromausfällen zeitweise im Dunkeln gesessen. Laut den Strombetreibern ist man nur knapp einem völligen Blackout entgangen.
Der Strom fiel in Frankreich gegen 22.00 Uhr aus. Allein in Frankreich sind etwa fünf Millionen Menschen betroffen gewesen, die plötzlich im Dunkeln sassen. Eine Reihe von TGV-Hochgeschwindigkeitszügen fielen in der Mitte und im Norden des Landes zeitweise aus. In Frankreich war es der grösste Stromausfall seit 30 Jahren.
Um 22.10 Uhr fiel auch in Deutschland weiträumig der Strom aus. In Nordrhein-Westfalen seien vor allem das westliche Ruhrgebiet und der Niederrhein betroffen gewesen. Auch am Flughafen Köln-Bonn fiel der Strom aus. «Unsere Notstromaggregate sind aber gleich angesprungen, so dass es keinerlei Beeinträchtigungen im Flugverkehr gab», sagte ein Sprecher.
Ähnliche Unterbrechungen gab es in den meisten Ländern Westeuropas gegeben.
Ohne Strom blieben auch viele Haushalte im belgischen Flandern sowie in mehreren Regionen Italiens und Spaniens. Im Osten Österreichs fiel eine Reihe von Kraftwerken aus. Nach etwa einer halben Stunde gingen die Lichter wieder an. Über Schäden oder mögliche Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.
Knapp dem totalen Blackout entgangen
Ursache für den Stromausfall waren Leitungsprobleme in Deutschland.
Ausgelöst worden ist die Kettenreaktion durch eine Panne bei zwei Hochspannungsleitungen mit jeweils 400 000 Volt in Deutschland, erklärte RTE-Vorstandsmitglied Pierre Bornard.
Das daraus entstandene riesige Energiedefizit in Deutschland habe die Stromerzeugung in Europa aus dem Gleichgewicht geworfen. Um einen völligen Blackout zu vermeiden, schalten Computer «brutal» den Strom für einen Teil der Konsumenten ab, sagte Bornard.
«Wir haben ein europäisches Verbundnetz. Insofern kann eine Störung tatsächlich weit reichende Auswirkungen in mehreren Ländern haben», erläuterte ein Sprecher der Netzbetreibers RWE Rhein-Ruhr.
Schweiz reagierte schnell
Die Schweiz ist vom weiträumigen «Blackout» in Europa in der Nacht zum Sonntag verschont geblieben, hiess es von ETRANS, der Koordinationsstelle des Schweizer Übertragungsnetzes. Nach bisherigen Informationen sei es zu keinem einzigen Stromausfall in der Schweiz gekommen.
Die Schweiz schaltete einfach die Stromzufuhr an Pumpspeicher-Kraftwerke ab. Innert Minuten konnten so 1200 Megawatt eingespart werden. Dies habe es der Schweiz erlaubt, den Stromimport aus Deutschland deutlich zu reduzieren. Zusätzlich wurden Kraftwerke in der Schweiz hochgefahren, wie ETRANS sagte.
Zwischen 02.00 und 03.00 Uhr am Sonntag habe sich die Situation dann normalisiert. Der Zwischenfall war laut Walser nicht mit jenem vom 28. September 2003 vergleichbar, als nach einem Ausfall von Höchstspannungsleitungen in der Schweiz die Stromversorgung in halb Italien ausgefallen war - dort war das getrennt betriebene SBB-Stromnetz betroffen. (sda)