Flirten mit dem blechernen Barmann

Aktualisiert

Flirten mit dem blechernen Barmann

An der «Roboexotica» in Wien werden rund 30 Cocktail-Roboter vorgestellt. Die künstlichen Barmänner treten nicht an, um zu beweisen, wer schneller oder besser Cocktails macht, sondern ist
eher eine Kunstschau als ein Technikbewerb.

Noch bevor das erste Glas geleert ist, beginnt der Roboter an der Bar mit der Dame zu flirten. «He du süsses Ding, warst du je mit einem Roboter verabredet?», fragt seine Computerstimme.

«Chapok», gebaut und programmiert vom Amerikaner David Calkins, mixt Drinks bei der «Roboexotica» in Wien.

«Sie sollen sich nicht wie in der Fabrik aufführen», sagt der Organisator Magnus Wurzer. «Sie sollen sich kultiviert benehmen.»

Dabei treffen die Maschinen nicht immer ins Glas der Gäste. Beim «Cocktail-Katapult» etwa werden Kirschen mehrere Meter in die Luft geschleudert. Auf der anderen Seite des Raumes wartet der Drink. Manchmal wird er mit Kirsche serviert, manchmal nicht.

Perfekt muss es nicht sein

Bei «Vino-Viper» von Kal Spelletich müssen die Besucher in ein Röhrchen blasen, das an einen Alko-Test erinnert, damit Rotwein in ein Glas sprudelt. Der Roboter «El Espanol Borracho» (Der betrunkene Spanier) füllt zischend einen feurigen Cocktail ab.

Bei der Flamme muss aber seine Konstrukteurin Simone Davalos nachhelfen. Künstlerisch sei wichtiger als perfekt, sagt Wurzer. «Bei uns hat es Tradition, dass während der Ausstellung an den Exponaten noch geschraubt wird.»

Roboter «Chapok» hat Charme - auch wenn ihm beim ersten Flirtversuch die Worte fehlen. Calkins, der an der State University von Kalifornien Robotik unterrichtet, muss schnell noch einen systeminternen Kommunikationsfehler beheben.

Blinken und Drinks - «das reicht»

«Cocktailroboter sind eine grosse Herausforderung», sagt Calkins. Tüftler wie er seien im tiefsten Inneren Masochisten. Bis ein Roboter ein Glas befüllt, sind unzählige Stunden Arbeit notwendig.

«Sie dazu zu kriegen, dass sie Hemden bügeln, wäre auch aufwendig, aber nicht so unterhaltsam und aufregend», sagt der 38- Jährige. «Das hier ist eine grosse Party.»

Die Roboexotica (www.roboexotica.org) findet seit 1999 jährlich statt. Finanziert werde das Festival über Sponsoren und eine Förderung der Stadt Wien, sagt Wurzer. Das Interesse sei von Anfang an da gewesen.

«Es blinkt, es ist ein Drink da - das reicht schon», sagt er lachend. Die Aussteller legten es nicht drauf an, mit ihren Robotern den Auftrag eines Herstellers an Land zu ziehen. «Mit der Cocktail-Robotik lässt sich kein Geld machen, aber es macht auch zu viel Spass, um das anzustreben», sagt Wurzer.

Reden mit Robotern

Eine junge Besucherin sagt höflich danke, als «Chapok» seinen metallischen Greifarm mit ihrem Drink ausfährt. «Leute reden wirklich mit Robotern», sagt Calkins. Dem 36-jährigen Künstler Wurzer fällt noch etwas ein, das Mensch und Maschine gemeinsam haben. «Viele Downtimes (Ausfälle)», sagt er.

(sda)

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