Privataudienz für ThompsonPapst empfängt rechtsextremen Sänger
In die Schweiz darf er nicht einreisen, im Vatikan erhält er eine «private Audienz» beim Papst: Der rechtsnationalistische kroatische Sänger Thompson löst erneut einen internationalen Zwischenfall aus. Israel ist schockiert über den Empfang und kritisiert den Papst.
Wo er auftreten will, ist Ärger vorprogrammiert: Der rechts-nationalistische kroatische Sänger Marko Perkovi, bekannt unter seinem Künstlernamen «Thompson», wollte schon verschiedentlich in der Schweiz auftreten. Die Konzerte wurden aber allesamt verboten, letztmals am 28. September 2009 in Kriens. Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) griff ein und verhängte eine temporäre Einreisesperre gegen den Sänger(20 Minuten Online berichtete). Grund: «Gefährdung der inneren Sicherheit.»
Thompson steht auch ausserhalb der Schweiz im Ruf, mit seinen martialisch vorgetragenen Blut- und Ehrenliedern Rassenhass zu schüren und Gewalt zu verherrlichen. Die häufigsten Vorwürfe beziehen sich dabei auf eine Verherrlichung des kroatischen Faschismus im Zweiten Weltkrieg (siehe Kasten). Sowohl in Österreich als auch in einigen Städten seiner Heimat Kroatien wurde Thompson deshalb mit Auftrittsverbot belegt.
Spezielle Ausgabe der Lieder für den Papst
Dem Vatikan scheint das egal zu sein: Anfang November empfing Papst Benedikt XVI. den Sänger zu einer «Privataudienz», wie Thompson auf seiner Homepage schreibt. Er sei «mit seiner Familie beim Heiligen Vater» empfangen worden, mit dem er sich auch unterhalten habe. Dabei habe er eine Auswahl seiner CDs und DVDs in einer «speziell für diesen Anlass angefertigten» weissen Ledermappe übergeben. Wie der «Spiegel» berichtet, sorgte der Empfang vor allem in Israel für «Erschütterung». Als «sehr unglücklich» bezeichnete Efraim Zuroff, Leiter des Simon Wiesenthal Center in Jerusalem, die Begegnung. Die Zusammenkunft sende falsche Signale an alle Katholiken in der Welt: «Es hat mich schockiert», so Zuroff zum «Spiegel».
Der Vatikan reagierte auf die internationale Kritik: Der Pressesprecher des Papstes liess mitteilen, der heilige Vater «kenne nicht alle Personen, die an solchen Audienzen teilnehmen». Radio Vatikan berichtet zudem, im Vatikan sei man «verärgert über die Angelegenheit». Thompson selbst befindet sich noch in Italien, wie es auf seiner Homepage heisst. Sobald er zurückkomme, folgten weitere Informationen über den Empfang. Im Vatikan wird man darüber kaum Freude zeigen.
Umstrittener Marko Perkovi Thompson
Marko Perkovi ist der umstrittenste Sänger Kroatiens, wobei die Kritik hauptsächlich aus dem Ausland kommt. Perkovi, dessen Künstlername gemäss Legende von seiner Maschinenpistole während des Kroatienkriegs kommt, sei nationalistisch und faschistisch, werfen ihm Kritiker vor. Er selbst bezeichnet sich als patriotisch. Wobei auch im heutigen Kroatien der Nationalismus häufig Bezüge zum faschistischen Ustascha-Regime während des Zweiten Weltkriegs macht. Damals war Kroatien letztmals in der neueren Geschichte unabhängig.
Die Kritik an Thompson bezieht sich vor allem auf Lieder, die er während und kurz nach dem Kroatienkrieg (1992-1995) spielte. Darin kommen rassistische Äusserungen vor allem gegenüber Serben vor. Inzwischen gibt sich Thompson vorsichtiger. Seine Fans in Kroatien und in der kroatischen Diaspora stehen aber dennoch oft der faschistischen Ustascha-Bewegung nahe. Seine Fans benutzen häufig den Gruss «Za dom spremni» (Bereit für die Heimat) oder tragen Symbole der faschistischen Ustascha aus dem Zweiten Weltkrieg. (mdr)