Kokain kam mit Bananen in die Schweiz

Aktualisiert

DrogenschmuggelKokain kam mit Bananen in die Schweiz

In drei Kantonen hat die Polizei Rekordmengen an Kokain sichergestellt. Es kam in Bananenschachteln aus Antwerpen.

von
Lukas Mäder

Es ist ein rekordverdächtiger Fund: Insgesamt 100 Kilo Kokain hat die Polizei in den Kantonen Bern, Thurgau und Graubünden sichergestellt. Doch die Drogen fielen der Polizei nicht nach langwierigen Ermittlungen in die Hände, sondern durch Zufall. Das Kokain gelangte in Bananenschachteln verpackt von Antwerpen in den Kanton Bern, wie Recherchen von 20 Minuten Online ergeben. Vermutlich haben Drogenhändler die Lieferung im belgischen Nordseehafen irrtümlicherweise nicht in Empfang genommen.

Entdeckt wurde das Kokain bei einer Routinekontrolle in der Bananenreiferei Steffen-Ris AG in Utzenstorf (BE), wie Geschäftsführer Thomas Steffen gegenüber 20 Minuten Online bestätigt. «Ein Mitarbeiter wollte am Dienstag gegen 14 Uhr die Bananen in einem Karton kontrollieren.» Nach dem Entfernen der oberen Bananen habe dieser verdächtige grüne Pakete gesehen, sagt Steffen. «Zum Glück und in vorbildlicher Weise hat der Mitarbeiter sofort seinen Vorgesetzten informiert, der die Polizei rief.» Zusammen mit den Untersuchungsbehörden wurden die anderen Kartons der gleichen Palette untersucht. In insgesamt sieben Bananenschachteln stellte die Polizei 70 Kilogramm Kokain sicher, wie Steffen sagt. Die Analyse der Polizei Bern ergab am Mittwoch, dass es sich um reines Kokain handelte.

Kunden informiert

Ein Teil der betroffenen Palette mit insgesamt 48 Schachteln hatte die Bananenreiferei bereits an Kunden ausgeliefert. «Denn im Normalfall öffnen wir die Kartons nicht zum Reifen», sagt Steffen. Man habe die Empfänger der Kartons informiert. Je einer im Thurgau und in Graubünden entdeckte unter Bananen die weiteren 30 Kilogramm, welche die Polizei am Donnerstag sicherstellte.

Bei welchen Kunden das Kokain entdeckt wurden, will Steffen nicht sagen. An der Steffen-Ris AG ist die Fenaco beteiligt, zu der Volg und Landi gehören. Doch das Kokain kann auch anderswo gelandet sein. Die Bananenreiferei beliefert laut Steffen diverse Grossisten. Er geht davon aus, dass in den nächsten Tagen keine weiteren Kokain-Paket gefunden würden. Es sei die gesamte Sendung von mehr als einer Palette untersucht worden.

Ähnliche Fälle in Deutschland

Woher das Kokain genau stammt, ist unklar. «Der Beschaffungsprozess liegt nicht in unseren Händen», sagt Steffen. Zwischenhändler würden die Ware in Antwerpen übernehmen. «Wir gehen davon aus, dass wir Opfer einer Logistikpanne wurden.» Vermutlich hätte in Antwerpen ein Drogenring die Ware übernehmen sollen. Dies zeigen ähnliche Fälle in Deutschland. Im Juli hatte die Kölner Polizei ebenfalls bei einer Bananenreiferei 50 Kilogramm Kokain aus Kolumbien sichergestellt, das über Antwerpen nach Europa kam. «Offensichtlich ist das Rauschgift in Antwerpen für die Täter ausser Kontrolle geraten», hiess es damals in der Polizeimeldung. In Leverkusen wurden im Mai 2008 zwischen Bananen 20 Kilogramm Kokain entdeckt.

Steffen ist froh, dass seine Angestellten rasch und vernünftig gehandelt haben. Einen ähnlichen Vorfall hat er noch nie erlebt, seit seine Firma vor 20 Jahren mit dem Reifen von Bananen begann. Er bedauert den Fund: «Der Früchte- und Gemüsehandel wird leider für den Drogenschmuggel nach Europa missbraucht.»

Deine Meinung zählt