Neun Tote bei Finnland-Amok: Täter gestorben
Der 18-jährige Maturand Pekka-Eric A. hat gestern in einem finnischen Gymnasium acht Menschen getötet. Der Täter richtete die Waffe anschliessend gegen sich selbst. Er verstarb kurz vor zehn Uhr abends im Krankenhaus. Er hatte die Tat zuvor im Internet angekündigt.
Unter den Opfern sind fünf Jungen, zwei Mädchen und die Direktorin, wie die Polizei an einer Medienkonferenz in Helsinki mitteilte. Als «äusserst kritisch» bezeichnete sie den Zustand des Täters selbst. Er habe sich mit seiner Pistole nach dem Amoklauf in den Kopf geschossen. Am Abend erlag der Täter nach Angaben von Ärzten seinen Verletzungen
Der Jugendliche habe um 12 Uhr mitten im Unterricht plötzlich um sich geschossen, erklärten Augenzeugen. Ein Lehrer berichtete, der Täter sei dann von Klasse zu Klasse gewandert, habe angeklopft und danach durch die Türen geschossen.
In dem Schulzentrum mit Gymnasium und einer Handelsschule in Tuusula 60 Kilometer nördlich von Helsinki war nach den Schüssen Panik ausgebrochen. Schüler und Lehrer sprangen aus Fenstern und über eine Mauer ins Freie. 12 Schüler wurden mit leichteren Verletzungen in Spitälern behandelt, einer hatte einen Streifschuss erlitten.
Die Polizei hatte die Schule stundenlang umstellt. Zunächst hatte es geheissen, der Amokläufer habe sich verschanzt und werde belagert. Polizisten brachten die Menschen in einer nahe gelegenen Kirche in Sicherheit. Besorgte Eltern bangten vor den Absperrungen um ihre Kinder.
Die 17-jährige Schülerin Terhi Vayrynen berichtete, ihr 13-jähriger Bruder Henri und dessen Klassenkameraden hätten die Erschiessung der Direktorin durch das Fenster des Klassenzimmers beobachtet. Anschliessend sei der Schütze in die Klasse gekommen und habe gerufen: «Revolution. Zerschlagt alles.» Als sich niemand gerührt habe, habe der Täter auf den Fernseher und die Fenster geschossen, aber nicht auf die Schüler. Dann sei er hinausgerannt, sagte Vayrynen.
Massaker im Internet angekündigt
Der 18-Jährige hatte sich vor dem Amoklauf im Internet-Forum YouTube unter dem deutschen Pseudonym «Sturmgeist89» angemeldet. Wenige Stunden vor den tödlichen Schüssen wurde auf dieser Seite ein Video mit dem Titel «Jokela High School Massacre - 11/7/2007» eingestellt.
Das darin gezeigte Video hatten innerhalb weniger Stunden bis zur Sperrung mehr als 200 000 Nutzer heruntergeladen. Darin ist zunächst offenbar das Gebäude der Oberschule zu sehen, unterlegt mit aggressiver Musik: Der Song heisst «Stray Bullet», soviel wie «verirrte Kugel».
Das Gebäudefoto löst sich dann in Stücke auf und dahinter erscheint das rot gefärbte Bild eines Mannes, der mit seiner 22- kalibrigen Pistole auf die Kamera zielt.
Unter dem Namen «Sturmgeist89» hatte der mutmassliche Täter im Oktober auch seinen bürgerlichen Namen angegeben und auf Englisch geschrieben: «Ich bin ein zynischer Existenzialist. Ich bin bereit, für meine Sache zu sterben.» Er treffe eine natürliche Auswahl und werde alle ausradieren, die es nicht wert seien, der menschlichen Rasse anzugehören.
«Unfassbare Tragödie»
Die Polizei erklärte, die Identität des Täters sei noch nicht geklärt. Deshalb könne man nicht sicher sein, ob der Autor der Internet-Seite mit dem Amokläufer identisch sei.
Der Amokschütze war ein guter Schüler gewesen. Ein Lehrer sagte, seine Leistungen lägen über dem Durchschnitt. Der Schüler habe sich vor allem «für Rechtsextremistisches und Linksextremistisches interessiert».
Finnlands Ministerpräsident Matti Vanhanen sprach Stunden nach dem Massaker von einer «furchtbaren und unfassbaren Tragödie». Im skandinavischen Land hatte es bislang noch keine Amokläufe gegeben.
(sda)