Karikaturen-Ausstellung nach Drohungen geschlossen
Schon wieder sorgt Satire über den Islam für Aufruhr. Im neuesten Eklat muss
nach Drohungen von Muslimen eine Karikaturen-Ausstellung dänischer Künstler in Berlin vorübergehend geschlossen worden.
Junge Männer hätten gegen Plakate protestiert und gedroht, es würden Steine fliegen, berichtete der künstlerische Leiter des Kunstvereins Tiergarten, Ralf Hartmann, am Freitag. Man hoffe, die Sicherheit von Mitarbeitern und Besuchern gewährleisten und am Dienstag wieder öffnen zu können. Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, mahnte die konsequente Verteidigung der Meinungsfreiheit an.
Künstler halten an Ausstellung fest
«Es wäre unerträglich, wenn es Leuten, die eine andere Rechtsauffassung haben, gelänge, ihre Meinung mit Gewalt durchzusetzen», erklärte der Plakatkünstler Staeck, der die Ausstellung vergangene Woche selbst eröffnet hatte. Ausdrücklich solidarisierte er sich mit allen Künstlern und in den Medien Tätigen, deren Arbeit durch gewalttätige Andersdenkende bedroht werde.
Wer sich verletzt fühle und seine Position zur Geltung bringen wolle, dem stünden in Deutschland Gerichte offen. Wer mit Selbstjustiz drohe, stelle sich ausserhalb der Rechtsordnung und verletze die Normen des Zusammenlebens, kritisierte Staeck. «Die Akademie der Künste geht davon aus, dass der Rechtsstaat in der Lage ist, den Veranstaltungsort zu schützen und eine Wiedereröffnung der vollständigen Ausstellung in allernächster Zeit wieder möglich sein wird.»
Heiligtum als «dummer Stein»
Nach der Androhung gewaltsamer Reaktionen würden von den Behörden mögliche Gefahren geprüft und ein Sicherheitskonzept erarbeitet, erklärte das zuständige Bezirksamt Mitte. Ziel sei, die Ausstellung so bald wie möglich wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Ausstellung in der Galerie Nord des Kunstvereins im Stadtteil Moabit war erst am Freitag voriger Woche eröffnet worden.
Schon bald gab es Beschwerden, konkret über ein Plakat, das die Kaaba in Mekka darstellt. Das islamische Heiligtum ist darauf mit dem Schriftzug «Dummer Stein» versehen. Das Motiv gehört zu einer ironischen Serie, in der unter anderem auch ein orthodoxer Jude mit Kopfbedeckung unter dem Titel «Dummer Hut» abgebildet ist.
Dänen erzürnen Muslime erneut
Urheber ist die dänische Künstlergruppe Surrend um Jan Egesborg und Pia Bertelsen, die auf Postern, Karikaturen, Aufklebern und Webseiten Politsatire treibt. «Dahinter steht die Idee, sich über die mächtigsten Männer der Welt und verrückte ideologische Konflikte lustig zu machen», erklären die Künstler auf ihrer Homepage. Mit der Berliner Ausstellung «ZOG» («Zionist Occupied Government», etwa: zionistisch besetzte Regierung) nimmt sie eine rechtsextreme antisemitische Verschwörungstheorie ebenso aufs Korn wie radikale jüdische Gruppen.
Erst in jüngster Zeit hatte es wieder Proteste gegen die neuerliche Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen in Dänemark gegeben. Grosse dänische Zeitungen hatten Mitte Februar unter anderem wieder eine umstrittene Karikatur des Propheten mit einer Bombe im Turban veröffentlicht. Sie reagierten damit auf die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Zeichner. Die Veröffentlichung rief wie schon vor zwei Jahren heftige Proteste in der islamischen Welt hervor. (dapd)