Asiatinnen sollen Serben vor Aussterben retten

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BevölkerungspolitikAsiatinnen sollen Serben vor Aussterben retten

Mindestens 100 000 junge Frauen aus Fernost sollen mit serbischen Männern verheiratet werden und so die Serben vor dem Aussterben retten. Das schlägt der Staatssekretär im Belgrader Arbeits- und Sozialministerium vor. Und erntet überraschende Reaktionen.

Die Überlegungen des Staatssekretärs Zeljko Vasiljevic sind einfach. In Laos, Burma, Kambodscha und Vietnam, wo man «schon für ein bis zwei Dollar täglich leben kann», seien die Frauen sicher an seinem Projekt interessiert, erläutert Vasiljevic.

«Das sind Buddhisten, also ein friedlicher Glaube, der unserer Orthodoxie am nächsten kommt. Die Frauen sind fähig und traditionell dem Staat gegenüber loyal. Sie pflegen den Geburtskult und für sie sind Kinder sehr wichtig», meint der Staatssekretär.

«Nach meinen Schätzungen hätten wir in den nächsten fünf Jahren 300 000 neugeborene Kinder.» Der Staat solle in Asien Anwerbebüros eröffnen, schlug er vor.

Im Nachbarland Kroatien hat der katholische Geistliche Anto Bakovic, seines Zeichens Präsident der «Bevölkerungsbewegung», schon vor Jahren ein «Minus von 103 000 Frauen im Alter zwischen 25 und 49 Jahren» ausgemacht. Er schlägt den staatlich geförderten «Import» junger Frauen aus der Ukraine vor.

Nediljko Babic (Spitzname Gangster) aus dem Städtchen Imotski bei Split gilt als der erfolgreichste private Ehevermittler. 250 Ehen kroatischer Männer mit ukrainischen Frauen habe er in die Wege geleitet, erzählt er stolz. «Das ist doch einfach», berichtet er: «Was wir in Kroatien nicht haben, müssen wir einführen.»

Alarm der Demografen

Da immer weniger Kinder geboren werden, droht die kroatische Bevölkerung in diesem Jahrhundert von heute 4,4 auf 2,9 Millionen zu sinken, errechneten die Demografen. In Serbien nimmt die Bevölkerungszahl von 7,5 Millionen jährlich um bis zu 50 000 ab.

Den vom serbischen Staatssekretär ins Auge gefassten Asiatinnen soll der Staat eine ärztliche Untersuchung, die Reise nach Serbien und bis zur Heirat den Lebensunterhalt zahlen.

Gegenseitige Vorwürfe

Männer und Frauen in Serbien liefern sich in Leserbriefen und Internetforen eine heftige Schlacht über den aufsehenerregenden Vorschlag des Politikers. Die jeweils andere Seite sei an «normalen und einfachen» Männern und Frauen nicht interessiert, heisst es in gegenseitigen Vorwürfen.

Den Mädchen seien nur «dicke Autos und Scheckkarten» wichtig, klagen die Männer. Die Männer suchten «nur Maschinen zum Kochen und Gebären», wird entgegnet.

Hedonismus und Konsum

Der konservative serbische Politologe Slobodan Antonic wies am Donnerstag auf ein grundsätzliches Problem hin. Nach seiner Darstellung kann das serbische Volk nur durch «ein anderes Wertesystem» überleben.

Denn heute «pflegt unsere Elite die Ideale des Hedonismus, des Materialismus und des Konsums», schreibt er in der Belgrader Zeitung «Politika». «Eine Gesellschaft mit solchen Werten muss einfach anfangen zu verschwinden.» (sda)

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