Amokläufer hatte 13 Rohrbomben - 37 Verletzte
Beim Amoklauf eines 18-jährigen Ex-Schülers in einer Realschule in Nordrhein-Westfalen sind 37 Menschen verletzt worden, 4 von ihnen schwer. Die Polizei fand beim Amokläufer 13 Rohrbomben. In einem Abschiedsbrief zieht der Täter ein jämmerliches Lebens-Fazit.
Ein 18 Jahre alter Amokläufer hat am Montag in seiner ehemaligen Schule ein Blutbad angerichtet. Der junge Mann war während der grossen Pause auf das Gelände der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten in Nordrhein-Westfalen gelaufen, hatte mehrere Sprengsätze gezündet und wild um sich geschossen. Der Täter wurde später von Polizisten tot im zweiten Stock der Schule entdeckt. Als Motiv für die Tat vermuten die Ermittler Rache.
Die Todesursache war zunächst unklar. Die Polizei habe nach ersten Erkenntnissen nicht geschossen, sagte Einsatzleiter Hans Volkmann. Im Internet hinterliess der 18-Jährige einen Abschiedsbrief, der zahlreiche Drohungen gegen Lehrer und Schüler enthielt. Ausserdem waren dort Fotos zu sehen, auf denen er mit Waffen posierte.
Der 18-Jährige war gegen 9.30 Uhr auf den Schulhof gekommen und hatte mehrere Sprengsätze gezündet. «Wir haben die Detonationen gehört», sagte Schulleiterin Karola Keller. Mit zwei abgesägten Langwaffen und einem Messer drang der Ex-Schüler anschliessend in die Schule ein. Dabei trug er eine schwarze Sturmhaube und schwarze Handschuhe, wie die Polizei mitteilte.
Auf dem Schulhof schoss er einen Schüler an. Eine Lehrerin, die zu Hilfe geeilt war, wurde ebenfalls von einer Kugel getroffen und trug leichte Gesichtsverletzungen davon. Im Schulgebäude der Geschwister-Scholl- Realschule schoss er dann offenbar wahllos auf Menschen. Dabei wurde der Hauswart von einer Kugel in den Bauch getroffen, drei Mädchen wurden ebenfalls schwer verletzt.
Die Zahl der Verletzten erhöhte sich am Abend auf 37. Neben 16 Polizisten seien weitere 21 Menschen aus der Schule, darunter 19 Schüler, verletzt worden. Die meisten erlitten Rauchgasvergiftungen oder einen Schock. Nach den Worten der Direktorin bleibt die Schule bis auf weiteres geschlossen.
Laut Polizei wurden die 16 Polizeibeamten von Rauchgasbomben verletzt, die der Täter in der Schule gezündet hatte. Das Rauchgas stamme aus Beständen der Bundeswehr. Wegen der starken Rauchentwicklung in der Schule waren die Ermittler zunächst von einem grossen Feuer ausgegangen.
Sprengstoff am Körper
Beim Amokläufer sind 13 Rohrbomben gefunden worden, teilte Staatsanwalt Wolfgang Schweer am Montagabend in einem ZDF-Interview mit. Er habe drei Bomben am Körper getragen, fünf in seinem Rucksack und vier im Auto transportiert. Im zweiten Stock der Schule hatte er eine Rohrbombe gezündet, wie Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer im ZDF berichtete. Ob er dadurch ums Leben kam, steht nach Polizeiangaben noch nicht fest. Die Leiche soll am Dienstag obduziert werden.
«Unter der Sinnleere des Lebens gelitten»
Eine Begegnung zwischen dem Täter und einem Schüler vor Tat sowie sein Bekennerbrief im Internet liess die Ermittler auf die Identität des Täters schliessen. «Er hat im Internet sehr martialisch posiert», sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer. Der Täter habe aus einer allgemeinen Frustsituation heraus gehandelt. «Er hat unter der Sinnleere seines Lebens gelitten.»
Der 18-Jährige, der im Juni seinen Realschulabschluss erworben hatte, war nach ersten Erkenntnissen ein Einzeltäter, wie Schweer weiter sagte. Bereits vor der Tat vom Montag sei er auffällig geworden - so lief gegen ihn ein Verfahren wegen des Verstosses gegen das Waffengesetz, weil er mit einer scharfen Waffen angetroffen worden sei. Vor dem Jugendgericht in Rheine sei für den (morgigen) Dienstag die Hauptverhandlung in der Sache angesetzt gewesen.
Frühere Mitschüler berichteten, die Waffenleidenschaft des 18-Jährigen seit langem bekannt gewesen. Er habe stets gesagt, zur Bundeswehr gehen zu wollen. Ausserdem habe der Schüler leidenschaftlich gern das gespielt und die Korridore seiner Schule als Spiel-Kulisse nachgebaut.
Der Täter habe nach seinem Schulabschluss gesagt: «Das wird euch noch mal leid tun.» Nach Recherchen von Spiegel Online hatte der Schüler seine ehemalige Schule vor Jahren bereits als Szenario für das Computerspiel «Counter-Strike», ein populäres Baller-Game, nachgebaut. Die 15-jährige Lisa Gallner berichtete, die Tat habe er möglicherweise schon lange geplant: «Ich hab mit ihm am 9. Juni die Abschlussfeier gefeiert, und da hat er gesagt: 'Die Lehrer werden schon noch was erleben.'»
Unmittelbar, nachdem er von dem Amoklauf erfahren hatte, war der Vater des Täters zusammengebrochen und in eine Intensivstation gebracht worden, wie die Polizei weiter mitteilte. Auch die Mutter habe einen schweren Schock erlitten. Laut Polizei hatte der Täter zwei jüngere Geschwister.
Diese Videos hat Bastian B. ins Internet gestellt.
Dieser Film zeigt Bastian beim Softair-War
Bastians Vorbild: Das Massaker an der Columbine High.
Auch dieses Video hat er auf Youtube verlinkt. (dapd)
Amok-Schüler hinterliess Abschiedsbrief
Als Tatmotiv vermutet die Polizei Rache. Der Schüler hinterliess im Internet einen Abschiedsbrief, der nach Angaben der Polizei authentisch ist.
«Das einzigste, was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin. Ich verabscheue Menschen. Ihr habt Euch über mich lustig gemacht, dasselbe habe ich nun mit euch getan, ich hatte nur einen ganz anderen Humor. Ich will, dass sich mein Gesicht in eure Köpfe einbrennt. Ich will Rache! Ich hasse euch und eure Art. Ihr müsst alle sterben! Ich bin weg...».
Auf Fotos auf seiner Internetseite posiert er mit Waffen, darunter auch eine Maschinenpistole. Mitschüler und Lehrer becheinigen dem Mann eine Nähe zum Satanskult.