Organe: Nur für Spendewillige

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Organe: Nur für Spendewillige

In Deutschland warten tausende Menschen auf ein Spenderorgan - dem stehen nur wenige Spender gegenüber. Um das zu ändern, werden radikale Massnahmen diskutiert.

Wer keine Organe spendet, soll nach Meinung des Vorsitzenden der Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), Manfred Weber, im Notfall auch selbst keine bekommen. Die Haltung zur Organspende sollte regelmässig verpflichtend bei der Verlängerung des Personalausweises abgefragt werden, schlug Weber am Mittwoch in Wiesbaden vor. "Wer dabei nein sagt, bekommt auch nichts."

In Nordrhein-Westfalen kämen nur neun Organspender auf eine Million Einwohner. "Die Situation ist katastrophal." Menschen, die ihren Beitrag verweigerten, sollten auch Nachteile bei den Leistungen haben, sagte Weber. Organspende ist ein wichtiges Thema beim Deutschen Internistenkongress Anfang April in Wiesbaden.

Nierentransplantationen haben gute Erfolgsaussichten

Derzeit stehen in Deutschland rund 12'000 Menschen auf der Warteliste für eine Transplantation, allein 9500 Patienten warten auf eine neue Niere. 2004 wurden in Deutschland etwa 2000 Nieren verpflanzt. Die Erfolgsaussichten des Eingriffs sind nach Angaben der Gesellschaft gut: Nach einem Jahr funktionierten noch fast 90 Prozent der transplantierten Nieren.

Der Generalsekretär der DGIM, Hans-Peter Schuster, machte die Ärzte für den chronischen Engpass bei Spenderorganen mitverantwortlich: "Das Problem der Organtransplantation ist ein ärztliches Problem." Nur wenn sich die Mediziner in den Krankenhäusern um potenzielle Organspender kümmerten, sei Deutschland in der Lage, genügend Spenderorgane bereitzustellen. Wenn jedes Krankenhaus pro Jahr lediglich zwei Organe zur Verfügung stelle, "wäre die Warteliste sofort weg".

Anreize für Krankenhäuser fehlen

Es sei für die Ärzte ohne Zweifel schwierig, mit Menschen zu reden, die gerade einen nahen Angehörigen verloren hätten, sagte DGIM-Präsident Weber: "Viele Ärzte scheuen dieses Gespräch." Die Situation werde erschwert dadurch, dass die Krankenhäuser keinerlei finanziellen Anreiz erhielten. Ein potenzieller Organspender liege länger auf der Intensivstation, ohne dass die Krankenhäuser dafür mehr Geld erhielten.

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