Neuer Duden: Von «Sudoku» bis «Telenovela»
«Sudoku» und «Telenovela» sind drin, das öffentliche Fussballgucken «Public Viewing» dagegen noch nicht: Der neue Duden kommt an diesem Samstag, seinen Konkurrenten Wahrig gibt es schon seit einem Monat.
Nach dem Wirrwarr um die umstrittene Rechtschreibreform wollen die beiden Wörterbücher wieder für mehr Klarheit beim Schreiben sorgen - und über Stolpersteine bei den Regelungen hinweghelfen.
Der grösste Unterschied zwischen den Werken: Der Duden kommt nicht nur aussen in sattem Gelb daher, auch beim Durchblättern stösst der Leser auf zahlreiche gelb markierte Wörter. Erstmals gibt die Redaktion - gelb hinterlegte - Empfehlungen bei Wörtern, für die künftig verschiedene Schreibweisen zulässig sind. So wird etwa zu «Grafik» statt «Graphik» geraten, zu «aufwendig» statt «aufwändig» und zu «Spaghetti» statt «Spagetti».
Ausschlaggebend bei der Wahl der Empfehlungen waren laut dem Leiter der Dudenredaktion, Matthias Wermke der tatsächliche Sprachgebrauch, ein optimales Textverständnis und das Bedürfnis nach einer möglichst einfachen Handhabung der Rechtschreibung.
Die Neuerung ist jedoch nicht unumstritten: Kritiker bemängeln, dass der Duden damit Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung vorwegnimmt, der nun die Rolle eines neuen Sprachwächters einnimmt.
Variantenfreie Ausgaben für Betriebe
Der Wahrig mit seinem orange-blauen Einband dagegen - ein gemeinsames Produkt der Verlage Bertelsmann und Cornelsen - gibt nur vereinzelt Empfehlungen. «Wir wollen der Arbeit des Rates nicht vorgreifen», sagt eine Bertelsmann-Sprecherin. Schliesslich soll die von den Kultusministern eingesetzte Einrichtung die Schreibentwicklung gerade auch bei den möglichen Varianten beobachten.
Allerdings bringt der Verlag im August selbst eine «Hausorthografie von A bis Z» mit Empfehlungen für eine Schreibvariante heraus, um etwa Unternehmen eine einheitliche Rechtschreibung anzubieten. Im Januar folgt auch eine Neuauflage des ähnlich angelegten Bandes «Was Duden empfiehlt».
Vergleich Duden-Wahrig
In Grösse, Gewicht und Schriftbild sind sich die beiden Rechtschreibfibeln sehr ähnlich. Auch bei der Zahl der Stichwörter geben sich die Bände kaum etwas: Der Duden listet rund 130 000 Einträge auf, der Wahrig 125 000.
Beide geben einen Überblick über die Rechtschreib-Regeln sowie das neue amtliche Regelwerk, beide bieten ihr Wörterbuch auch als CD-ROM an, und beide bilden die Vorgaben des Rates zuverlässig ab, wie dessen Geschäftsführerin Kerstin Güthert lobt.
Der Duden ist vierfarbig und damit bunter als der Wahrig, kostet aber mit Fr. 35.10 genau Fr. 8.20 mehr als der Konkurrent. Während der Duden die Schreibweisen vor der Reform 1996 mit dem aktuellen Stand vergleicht, stellt der Wahrig die Schreibungen von 2004 dem neuen Stand gegenüber.
Eine Liste mit den Wörtern und Unwörtern des Jahres findet sich zusätzlich im Duden, der Wahrig wiederum wartet mit einem beispielhaften Lebenslauf und einem Bewerbungsschreiben sowie einem Kapitel zur Geschichte der Rechtschreibung auf.
Back to normal
Und wie lange halten nun die neuen Ausgaben? «Nachdem die Reform jetzt als abgeschlossen betrachtet werden kann, wollen wir den Wortschatz wie in der guten alten Zeit etwa alle fünf bis sechs Jahre aktualisieren», sagt Duden-Redaktionsleiter Wermke.
Und die Wahrig-Redaktion will nach dem jahrelangen Dauerstreit um das Aufregerthema Rechtschreibreform zum «klassischen Aktualisierungsrhythmus» von etwa zwei Jahren zurückkehren.
(sda)