«Prostituierten-Mörder» in Zelle erhängt
Wenige Monate bevor ihm wegen mindestens sechs Frauenmorden der Prozess gemacht werden sollte, hat sich ein Lastwagenfahrer aus Hof in der Untersuchungshaft das Leben genommen.
Der 48-Jährige war vergangenen November nach einer Mordserie an Prostituierten in Spanien und Frankreich von der deutschen Polizei festgenommen worden. Er hatte gestanden, fünf Prostituierte sowie bereits vor über 30 Jahre eine Mitschülerin umgebracht zu haben. Als Motiv nannte er eine sexuelle Erregung beim Todeskampf seiner Opfer.
Ermittler in mehreren europäischen Ländern prüfen, ob der Fernfahrer, für über ein Dutzend weiterer Mordattacken auf Prostituierte als Täter in Frage kommt. Er hätte sich ab Herbst vor Gericht verantworten sollen.
Wie die Staatsanwaltschaft Hof mitteilte, fanden Beamte den 48-Jährigen am Montagmorgen erhängt in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Bayreuth. «Die äusseren Umstände deuten auf einen Suizid hin», erklärte Behördensprecher Gerhard Schmitt. Die genauen Todesumstände müssten aber erst noch ermittelt werden, um ein Fremdverschulden ausschliessen zu können.
Der Lkw-Fahrer war am 17. November bei Köln festgenommen worden, nachdem ihn die spanische Polizei mit internationalem Haftbefehl gesucht hatte. Der aus dem Vogtland stammende Fernfahrer stand zunächst im Verdacht, eine 20-jährige Prostituierte aus Bulgarien in der Nähe von Barcelona ermordet zu haben.
Auf die Spur des Lkw-Fahrers kamen die Ermittler durch Bilder einer Überwachungskamera einer Speditionsfirma. Sie hatte das Silo-Fahrzeug nahe der Mittelmeerautobahn AP-7 gefilmt, als der 48-Jährige nach einem längeren Aufenthalt den Motor startete. Zuvor hatte er dort im Schutz der Dunkelheit die nackte Leiche seines letzten Opfers ins Gebüsch geworfen.
Medienberichten zufolge soll der 48-Jährige damals über seine Festnahme erleichtert reagiert und gesagt haben: «Endlich habt ihr mich geschnappt.» Im Laufe der Vernehmungen gestand der Fernfahrer, zwischen 1999 und 2006 fünf Prostituierte umgebracht zu haben, davon drei in Spanien und zwei in Frankreich. Als Motiv für seine Morde gab er an, Sex nur geniessen zu können, wenn er seinen gefesselten und wehrlosen Opfern beim Todeskampf ins Gesicht schauen konnte. Angeblich habe er auch daran gedacht, sich selbst der Polizei zu stellen.
Überraschend hatte der aus Ostdeutschland stammende Mann zudem gestanden, 1974 eine 14-jährige Mitschülerin in Plauen ermordet zu haben, deren Tod die damalige DDR-Justiz für einen Selbstmord gehalten hatte.
Die Beamten stellten im Lkw des Mannes zahlreiche Polaroid-Fotos und Haarteile mehrerer Opfer sicher, die der Serienmörder offenbar als Trophäen gesammelt hatte. Der 48-Jährige hatte die Utensilien eigenen Angaben nach seit Jahren in der Schlafkabine seiner Zugmaschine aufbewahrt. Einige Fotos zeigten Opfer, die zunächst nicht identifizierten werden konnten. Die Justizbehörden der EU prüften seither, ob der 48-Jährige auch in mindestens 13 weiteren Fällen von ungeklärten Morden und Mordversuchen an Prostituierten in mehreren europäischen Ländern als Täter in Frage kommt.
Bereits zu DDR-Zeit in Haft
Der aus Oelsnitz im Vogtland kommende Lkw-Fahrer war schon zu DDR-Zeiten ins Visier der Polizei geraten: Weil er 1987 zwei junge Frauen in Plauen überfallen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt hatte, wurde er ein Jahr später wegen versuchten Mordes aus sexuellen Motiven zu einer zwölfjährigen Freiheitsstrafe bei «besonders schwerer Schuld» verurteilt. Nach der Wende kam der ehemalige Gebäudereiniger 1994 wieder auf freien Fuss.
Auf eine psychologische Begutachtung des Verurteilten wurde damals verzichtet, weil wie es damals hiess, seine «sexuelle Vorstellungen nicht mehr wirksam», seien und er ausserdem versichert habe, fortan ein «straffreies Leben» führen zu wollen. (dapd)