GeldwäschereiMafia-Prozess in Bellinzona
Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona wird ab kommendem Montag der grösste Fall von Geldwäscherei und organisierter Kriminalität in der Schweiz aufgerollt. Neun Angeklagte sollen für die Zigaretten-Mafia über eine Milliarde Franken reingewaschen haben.
Die Bundesanwaltschaft (BA) hat den mutmasslichen Tatbestand in einer 233 Seiten und 1649 Fussnoten umfassenden Anklageschrift zusammengefasst.
Sie bezichtigt die neun Angeklagten - vier Schweizer, drei Italiener, einen Spanier und einen Franzosen - der Geldwäscherei und der Unterstützung einer kriminellen Organisation.
Millionen Stangen
Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft waren die Beschuldigten zwischen 1994 und 2001 am Schmuggel von 215 Millionen Stangen Zigaretten von Montenegro nach Italien beteiligt.
Über die im Tessin ansässige Wechselstube eines der Angeklagten soll der Erlös aus dem Zigarettenschmuggel in den legalen Finanzkreislauf eingeschleust und später für den Ankauf von Zigaretten aus Zollfreilagern verwendet worden sein, schreibt die Anklage.
Nichts Illegales getan?
Der 73-jährige Besitzer der Wechselstube in Chiasso soll italienische Lire im Wert von mindestens 795 Mio. Dollar entgegengenommen und mindestens 10,5 Mio. Dollar verdient haben, heisst es in der Anklage. Der Beschuldigte weist jedoch jegliche Schuld von sich.
Zigarettenschmuggel sei kein Vergehen in der Schweiz, sagte der 73-Jährige während einer Vorverhandlung vor dem Bundesstrafgericht gegenüber den Medien. Er habe sich immer vergewissert, dass keine schmutzigen Gelder aus Drogen- oder anderen illegalen Geschäften in seine Wechselstube gelangt seien.
Sein Verteidiger, Fürsprecher Beat Zürcher, wird daher aller Voraussicht nach vor Gericht einen Freispruch beantragen. «Mein Klient sagt, er habe nichts Illegales getan. Darauf wird denn auch mein Plädoyer beruhen», sagte Zürcher auf Anfrage.
Bis es so weit ist, wird es allerdings noch dauern. Der Prozess vor dem Bundesstrafgericht dauert - mit Unterbrüchen - bis am 19. Juni. Wann das Urteil verkündet wird, steht noch nicht fest.
(sda)