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Job weg wegen Facebook«Solche Fälle werden sich in Zukunft mehren»

Eine 15-jährige Schülerin hat in Freienbach SZ ihre Lehrstelle verloren, weil sie ihre Lehrerin auf Facebook beleidigte. Dies ist nicht der erste Vorfall - und sicher nicht der letzte.

Felix Burch
von
Felix Burch
CVP-Nationalrätin Barbara-Schmid-Federer glaubt, dass es in Zukunft zu weiteren Entlassungen wegen Facebook-Einträgen kommt.

CVP-Nationalrätin Barbara-Schmid-Federer glaubt, dass es in Zukunft zu weiteren Entlassungen wegen Facebook-Einträgen kommt.

Eigentlich war alles unter Dach und Fach. Im Sommer hätte eine 15-jährige Schülerin in ihrer Wohngemeinde Freienbach ihre Lehrstelle angetreten. Ein entsprechender Vertrag war unterschrieben. Doch jetzt hat die Gemeinde einen unerwarteten Rückzieher gemacht. Grund: Die Schülerin schrieb auf Facebook zu einem Bild, auf dem eine Holzkiste zu sehen ist: «Frau H. passt mit ihrem Arsch sicher nicht in diese Kiste». Bei Frau H. handelt es sich um A.S.' Lehrerin. Weiter hat A.S. auf Facebook 750 «Freunde». Die Gemeinde Freienbach findet das abnormal, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Deshalb, und weil es im Dorf Gerüchte über den schlechten Umgang der 15-Jährigen gebe, beschloss Freienbach im Mai, die Schülerin nicht einzustellen. Ihr Vater kann laut der Zeitung noch immer nicht glauben, dass «so wenig» für eine Auflösung des Lehrvertrags ausreicht. Er geht mit der Gemeinde hart ins Gericht. Weil sich diese auf Gerüchte von anderen Lehrlingen gestützt habe, spricht er von Mobbing. Irene Helbling von der Gemeinde entgegnet im «Tages-Anzeiger»: Da mehrere Jugendliche auf den schlechten Ruf der 15-Jährigen hingewiesen hätten, habe sie sich gezwungen gefühlt, dem nachzugehen. Das sei wohl überlegt und nicht ohne Grund geschehen. «Eine Gemeinde ist ein ganz heikler Betrieb; unsere Lehrlinge haben auch Zugang zu sensiblen Daten. Da dürfen wir kein Risiko eingehen.»

«Wer Facebook besuchen kann, kann auch arbeiten»

Der Fall Freienbach sorgt für viel Wirbel, ist aber nicht der erste in der Schweiz. Im Jahr 2009 kündigte die Versicherung Nationale Suisse einer Mitarbeiterin weil sie sich krank meldete, Zuhause aber auf Facebook surfte. Die Begründung damals: «Wer Facebook besuchen kann, kann auch arbeiten.» In Frankreich wurde letztes Jahr ein Mitarbeiter entlassen, nachdem er auf Facebook «Scheisstag, Scheissjob, Scheissfirma, Scheisschefs» veröffentlichte.

Barbara Schmid-Federer ist CVP-Nationalrätin und Cybermobbing-Expertin. Sie sagt: «Das ist erst der Anfang, solche Fälle werden sich in Zukunft häufen.» Sie habe schon immer geraten, mit neuen Medien wie Facebook sorgfältig umzugehen. «Schreibt jemand etwas auf Facebook ist es im öffentlichen Raum und kann nicht mehr gesteuert werden.» Man soll nichts allzu Persönliches preisgeben. Deshalb fordert sie Medienkompetenz-Schulungen für Jugendliche.

Jugendliche auf das Thema sensibilisieren

Auch Marc Kummer, Chef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts in Zürich, ist überzeugt: «Jugendliche müssen für das Thema sensibilisiert werden und lernen, mit dem Medium Internet umzugehen - mit dem Ziel, es nicht zum Nachteil von sich, beziehungsweise anderen einzusetzen.»

Zu Lehrvertragsauflösungen wegen Facebook kommt es laut Kummer im Kanton Zürich äusserst selten. Aber: «Uns sind Einzelfälle bekannt, in welchen aufgrund von Veröffentlichungen von Lernenden auf Facebook Probleme im Lehrbetrieb oder in der Schule entstehen.»

Kennen Sie ähnliche Fälle oder sind Sie gar selbst betroffen? Dann schreiben Sie uns an feedback@20minuten.ch Sämtliche Informationen werden selbstverständlich anonym behandelt.

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