Pöstler boykottierte Sex-Flyer – gefeuert

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Lausanne VDPöstler boykottierte Sex-Flyer – gefeuert

Der Pöstler Emmanuel N.* wurde entlassen, weil er sich weigerte, Werbe-Flyer von Erotik-Markt auszutragen.

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Raphaël Pomey/Lorenz Hanselmann
Weil er Flyer von Erotik-Markt nicht austragen wollte, wurde Pöstler Emmanuel N. entlassen. (Bild: Raphaël Pomey)

Weil er Flyer von Erotik-Markt nicht austragen wollte, wurde Pöstler Emmanuel N. entlassen. (Bild: Raphaël Pomey)

Zehn Jahre arbeitete Emmanuel N. bei der Post. Ende März wurde der junge ­Vater (28) eines Babys entlassen. Grund: Der tief religiöse Christ lehnte es ab, als Pöstler Flyer der Kette Erotik-Markt auszutragen. Darauf zu sehen: Werbung für Dessous, Sexspielzeuge und Pornos. «Die Sendungen waren zwar legal, aber unmoralisch», begründet N. seine Haltung.

Patrik Stöckli, Gründer der Erotik- Markt AG, versteht die Aufregung nicht: «Wir zeigen auf unseren Flyern nicht mehr Haut als in jedem Unterwäsche-Prospekt.» Trotzdem findet N., dass er richtig gehandelt habe. Er weigerte sich auch, Prospekte einer Sekte und von ­Abtreibungsbefürwortern zu ver­teilen. Die Post suchte darauf mit N. erfolglos eine Lösung. Schliesslich entliess sie ihn, wie Post-Sprecherin Nathalie Salamin be­stätigt. «Durch seine Weigerung konnte er seinen Job nicht mehr ausführen.» Ein Pöstler könne aber nicht selbst entscheiden, welche Sendungen er zustelle und welche nicht. Und: «Es ist nicht die Aufgabe der Post, Sendungen zu zensurieren.»

Auch Arbeitsrechtsexperte Roger Rudolph beurteilt die Entlassung als gerechtfertigt: «Wenn ein Arbeitnehmer seine Kerntätigkeit verweigert, ist eine Kündigung rechtmässig. Zumal ein Pöstler vor der Anstellung damit rechnen muss, dass er auch Sendungen wie die von Erotik-Markt zu verteilen hat.» Dem widerspricht N.: «Vor zehn Jahren hätte es nie derartige Werbung gegeben. Das moralische Niveau der Gesellschaft ist gesunken.»

*Name der Redaktion bekannt

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