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Genug von den USAChristoph Meili kehrt zurück

Vor 12 Jahren stürzte er die UBS in einen Skandal und verliess die Schweiz fluchtartig. Ebenso fluchtartig kehrt Christoph Meili zurück – und muss für das Flugticket sein Konto überziehen.

Januar 1997, Christoph Meili arbeitete als Wachmann bei der UBS. Ihm fielen hochbrisante Dokumente über Guthaben von Kontoinhabern in die Hände, die von den Nazis getötet wurden. Meili rettet die Dokumente vor dem Shredder und spielt sie der jüdischen Gemeinde zu. Ein Jahr später sehen sich die Schweizer Banken gezwungen, 1,25 Milliarden Franken zur Entschädigung von Nazi-Opfern auszuzahlen. Meili wird als Nestbeschmutzer beschimpft und verlässt die Schweiz.

März 2009, Christoph Meili steht am Flughafen von Los Angeles und schaut einem Flugzeug der Swiss nach. In einer Woche werde er auch in einem solchen Flugzeug sitzen, gesteht Meili gegenüber dem «SonntagsBlick». Meili kehrt zurück, zurück in die Schweiz. Mit einem 450-fränkigen Ticket der Swiss, für das er sein Konto überziehen musste.

Meili ist am Ende. Seit 2007 hatte er als Nachtwächter gearbeitet – für 15 Dollar in der Stunde. Das Geld reicht aber nirgends hin. Zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Grace zog er zu ihren Eltern, wo sie gemeinsam mit ihrem vierjährigen Sohn Simon in einem Zimmer wohnten.

«Ich putze wenn nötig auch Toiletten»

Vor rund zwei Monaten dann die Hiobsbotschaft: Meili muss notfallmässig in den Spital, wegen einer Sehstörung. Die Rechnung von 900 Franken kann er nicht bezahlen. «Da riss es mir den Boden unter den Füssen weg. Ich wollte nur noch heim. In die Schweiz!», sagt Meili gegenüber dem «SonntagsBlick».

In der Schweiz wird Meili bei einem Kollegen wohnen. Er hofft, so schnell wie möglich Arbeit zu finden. Wenn nötig, will er auch Toiletten putzen. Ob er seine Frau Grace und ihren gemeinsamen Sohn in die Schweiz nachholt, weiss Meili noch nicht. Noch nichts von seiner Rückkehr wissen seine Kinder Mirjam und Davide, die er mit seiner ersten Frau Giuseppina hat und die in den USA leben. «Wahrscheinlich haue ich einfach ab, ohne etwas zu sagen.»

Am Montag wird Meili seinen Van verkaufen, um damit seine Steuerschulden zu begleichen. Er wolle nicht als Steuerflüchtling in die Schweiz zurückkehren. Seine grösste Sorge: In der Schweiz immer noch als Verräter zu gelten.

(mlu)

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