Hundepillen werden zur Partydroge

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Hundepillen werden zur Partydroge

Was sterilisierten Hündinnen recht ist, ist Partygängern und Bodybuildern billig. Das Aufputschmittel Ephedrin wird bei Tieren gegen Harninkontinenz eingesetzt - und kann von Menschen rezeptfrei bezogen werden.

«Beklemmungsgefühle, erhöhter Blutdruck, Appetitverlust, Schwindel, Herzrhythmusstörungen bis hin zu Herzinfarkten; bei Überdosierung Verwirrungen und Verfolgungswahn»: So werden auf der Safer-Use-Seite Eve&Rave.ch die Risiken und Nebenwirkungen der Droge Ephedrin beschrieben.

Selim K. (Name geändert) bezieht das Aufputschmittel für das Wochenende abseits des Schwarzmarktes. Er geht in eine Apotheke, die Veterinärprodukte führt und behauptet, dass sein Hund unter Harninkontinenz leide. Ohne Probleme erlangt er so zu niedrigem Preis eine kleine Dosis der Wachmacherdroge, die in Bodybuilderkreisen als «Booster» bezeichnet wird.

Das Medikament wird offiziell vor allem bei Hündinnen nach einer Sterilisation gegen die auftretende Harninkontinenz eingesetzt, wie Veterinärmediziner Andreas Büchel von der Tierklinik Aarau West erklärt. «Der Wirkstoff des Präparates ist Ephedrin», sagt Büchel.

Ephedrin ist in der Schweiz für Menschen nur auf ärztliches Rezept erhältlich. Findige User haben sich jetzt die legale und billige Quelle aufgetan. Das Präparat der Tiermedizin wird in Apotheken mit dem Hinweis auf den Hund, der zu Hause auslaufe, ohne Rezept verkauft.

Selim K. besorgt das Präparat regelmässig und ist über den bequemen Bezug begeistert: «An rezeptpflichtige Medikamente zu kommen, ist sonst verdammt schwer».

Laut Alex Bücheli, Substanzenexperte von Streetworkers Zürich ist die Zweckentfremdung des Medikamentes problematisch. Bücheli kann der Sache aber auch etwas positives abgewinnen: «Beim Kauf in der Apotheke umgeht man die Risiken des Schwarzmarktes.» Ohne Gefahr sei der Konsum von Ephedrin jedoch nicht: «Es ist ein nicht zu unterschätzender Wachmacher und Pusher, der aber auch besonders in der Bodybuilderszene wegen seiner dehydrierenden Wirkung beliebt ist». Besonders riskant ist der Gebrauch als Partydroge, die bis zu acht Stunden lang eine aufputschende Wirkung hat. «Wer zu lange tanzt, ohne zu trinken, läuft Gefahr einer Dehydrierung», sagt Bücheli.

Maurice Thiriet

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