«Das Gehirn kam aus dem Mund – oder aus der Nase»
Soviel ist bekannt: Ernest Hemingway liebte die Jagd, und er liebte das Töten. Aber hat er auch Menschen umgebracht? Er selbst behauptet es jedenfalls.
Hat Literatur-Nobelpreisträger Ernest Hemingway im Zweiten Weltkrieg deutsche Kriegsgefangene erschossen oder nur damit geprahlt? Der Focus-Redaktor Rainer Schmitz hat für sein eben erschienenes Buch «Was geschah mit Schillers Schädel?» Archive durchforstet und ist dabei auf allerhand Befremdliches gestossen. So schreibt Macho-Prototyp Hemingway am 27. August 1947 über seine Kriegserlebnisse an seinen Verleger Charles Scribner: «Einmal habe ich einen besonders frechen SS-Kraut umgelegt. Als ich ihm sagte, dass ich ihn töten würde, wenn er nicht seine Fluchtwegsignale rausrückte, sagte der Kerl doch: "Du wirst mich nicht töten. Weil du Angst davor hast und weil du einer degenerierten Bastardrasse angehörst. Ausserdem verstösst es gegen die Genfer Konvention."» Das hat Hemingway nicht auf sich sitzen lassen: «"Du irrst dich, Bruder", sagte ich zu ihm und schoss ihm dreimal schnell in den Bauch, und dann, als er in die Knie ging, schoss ich ihm in den Schädel, so dass ihm das Gehirn aus dem Mund kam, oder aus der Nase, glaube ich.» Ein Schreiben, das übrigens in der deutschen Ausgabe der Briefe Hemingways fehlen soll.
Hemingway begleitet bei Kriegsende eine US-Infanteriedivision im Range eines Offiziers. Dabei arbeitet er auch für den US-Geheimdienst OSS, die Vorgänger-Organisation der CIA. In Rambouillet, 50 Kilometer vor Paris, verhört er deutsche Gefangene, stellt ein privates Waffenarsenal zusammen und entfernt von seiner Uniform die Zeichen des Kriegsberichterstatters.
Am 2. Juni 1950 berichtet Hemingway dem amerikanischen Literaturprofessor Arthur Mizener (1907–88) von der Cornell-Universität (New York), er habe insgesamt 122 Deutsche getötet. Einer von ihnen habe versucht, auf dem Fahrrad zu entkommen. Der fliehende Deutsche war «ungefähr im Alter meines Sohnes Patrick.»
Ob Hemingway nur angeben wollte oder ob er tatsächlich im Krieg wehrlose Menschen getötet hat, bleibt unklar. Tatsache ist: Hemingway war fasziniert vom Töten und am 2. Juli 1961 richtete er die Waffe gegen sich selbst. Den Abzug der Jagdflinte soll er mit dem grossen Zeh betätigt haben.